Starke Seiten Deutsch 4, Arbeitsheft, aktualisierte Ausgabe

Texte verstehen: Lauras schwerer Weg aus der Sucht Im Laufe ihres Klinikaufenthaltes reagiert Laura auf eine für sie selbst ungewohnte Art. Was ist denn bloß los mit mir? Warum kann ich mich nicht beherrschen? Bei jeder Kleinigkeit bin ich sofort total gereizt und verursache einen riesigen Streit. Es tut mir alles so leid. Meine Eltern tun mir leid. Aber ich bin fix und fertig mit mir und meinem Leben. Ich kann einfach nicht mehr. Zu viele Schuldgefühle, zu viel Wut und Selbsthass haben sich in mir angestaut und ich weiß einfach nicht, wie ich diese Gefühle jemals wieder loswerden soll. Heulend stürme ich aus dem Zimmer, knalle meinen Eltern, die immer viel zu gut zu mir sind, die Tür vor der Nase zu und schließe mich im Bad ein. Das Licht lasse ich aus. Ich will nichts mehr sehen und hören. Ich will einfach nur verschwinden von dieser Welt. Laura Pape Beantwortet zu zweit folgende Fragen. Welches Gefühl lösen bereits Kleinigkeiten in Laura aus? Was entsteht oft durch dieses Gefühl? Was könnte ihre Aussage bedeuten, dass die Eltern viel zu gut zu ihr sind? Drei Monate Therapie sind inzwischen vergangen. Laura hat zugenommen und darf daher während der Besuchszeiten auch schon außerhalb der Klinik essen. Als sie mit ihrer Mutter in einem Restaurant ein ganzes Brot teilt, bemerkt sie, wie sie es genießt. Am Abend dieses Tages weiß sie zum ersten Mal nicht mehr genau, was sie alles gegessen hat. Und das Beste daran ist, dass es ihr nichts ausmacht. Nach mehr als einem halben Jahr darf Laura die Klinik verlassen, doch sie ist noch lange nicht gesund. Als sie eines Tages in der Stadt unterwegs ist, kommt ihr ein Mädchen entgegen … Ihre Beine fallen mir als Erstes auf: Dünn wie Streichhölzer sind sie. Mein Blick wandert höher, ihre unglaublich schmale Hüfte und Taille entlang, bis hin zu ihrem eingefallenen Gesicht. Ihre Augen blicken starr und traurig ins Leere und völlig kaputt setzt sie einen Fuß vor den anderen. Kämpft sich Schritt für Schritt voran, als sei es eine riesengroße Mühe für sie, sich diese paar Meter fortzubewegen. Es ist das erste Mal, dass ich beim Anblick einer Magersüchtigen keinen Neid empfinde. Ich beschließe, dass ich nicht länger dazugehören will, zu den Magersüchtigen. Ich zählte Kalorien, während andere Mädchen auf Partys gingen und ihren ersten Freund kennenlernten, steckte ich in der Psychiatrie fest, während meine Freunde ihr Abitur machten. Diese verdammte Magersucht hat mir so viel kaputt gemacht, ich will sie endlich loswerden! Laura Pape 1 5 1 Tipp In einer Psychiatrie- Klinik werden psychische Störungen behandelt. Tipp Abitur bedeutet: Reifeprüfung oder Matura. 1 5 10 16 Entscheidende Augenblicke Lesen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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