Starke Seiten Deutsch 2, Arbeitsheft, aktualisierte Ausgabe

Texte verstehen: Den Zahnwehherrgott gibt es wirklich In Wien gibt es viele Stätten, die an Geschehnisse der Vergangenheit erinnern. So befindet sich in einer Nische der Außenwand des Stephansdoms der „Zahnwehherrgott“. An der Ostseite der Domkirche zu St. Stephan befindet sich eine Herrgottsstatue, die aufgrund ihres leidenden Gesichtsausdrucks als „Schmerzensmann“ bezeichnet wird. Vor Jahren hatten fromme Frauen das Haupt der Christusstatue mit einem Blumenkranz geschmückt und diesen mit seidenen Bändern unter dem Kinn festgebunden, damit der Wind, der ständig um den Stephansdom bläst, keinen Schaden anrichten könne. Eines Abends kamen die drei Zechbrüder Diepold, Georg und Wendelin nach einem feuchtfröhlichen Wirtshausbesuch an der Statue vorbei und lästerten. „Schau“, rief der eine, „unser Herrgott hat Zahnweh!“ „Wundert dich das, er steht ja jahraus, jahrein im Zug“, lallte der andere. „Wir werden ihm einen Zahn ziehen müssen“, spottete der dritte. Lachend zogen sie weiter, jeder seiner Behausung zu. Doch Junker Diepold konnte kein Auge zutun. Unruhig wälzte er sich von einer Seite auf die andere, als plötzlich heftige Zahnschmerzen den müden Zechgenossen zu quälen begannen. Wütend sprang er aus dem Bett und rannte im Zimmer auf und ab. Dann griff er zur Schnapsflasche und tat einen großen Schluck. Aber alles war umsonst. Die Schmerzen wurden immer unerträglicher. Auch der herbeigerufene Doktor Paracelsus konnte die Ursache der Beschwerden nicht feststellen. „lhr seid heute schon der dritte in Wien, der über Zahnschmerzen klagt, ohne dass ich einen Grund entdecken könnte. Eben komme ich von den Junkern Georg und Wendelin. Ihr müsst von der Zahnpest befallen sein, die ich leider nicht heilen kann. Das vermag nur Gott im Himmel, wenn ihr ihn aufrichtig darum bittet“, sprach der Arzt mit ernster Miene und verließ schleunigst das Haus. Da erkannten die drei Junker, dass das die Strafe für ihr frevelhaftes Lästern war. Reuevoll schlichen sie zur Christusstatue, um Abbitte für ihre Spötteleien zu leisten. Wie lachten da die Vorübergehenden, als sie die stadtbekannten Trunkenbolde andächtig vor dem Herrgott knien sahen. Lies die Sage. Schlage die unterstrichenen Begriffe in deinem Wörterbuch nach und erkläre sie in der Randspalte. In dieser Sage geht es um die Läuterung dreier Trunkenbolde. Überlegt zu zweit, was das Wort „Läuterung“ bedeuten könnte. Schlagt anschließend im Wörterbuch nach. Schreibe die Erklärung auf. 1 5 10 15 20 25 22 Tipp Früher gab es keine Schmerztabletten. Man band ein Tuch um die Backe, fertig! 23 47 Lesen Sprachbuch 80, 81 Nur u Prüfzwecken – Eig ntum des V rlags öbv

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