Starke Seiten Deutsch 4, Schulbuch, aktualisierte Ausgabe

Bruno baut die Schaukel. Er schaukelt immer wilder, bis er den Halt verliert und abstürzt. Beim Versuch aufzustehen fällt er fast zu Boden, doch Pavel fängt ihn auf und trägt ihn in die Küche. „Muss ich ins Krankenhaus?“, fragte Bruno. „Aber nein“, sagte Pavel und kniete sich wieder hin. Er tauchte ein trockenes Tuch in die Schüssel und tupfte es sanft auf das verletzte Knie, worauf Bruno schmerzvoll das Gesicht verzog. Er holte ein Fläschchen mit grüner Flüssigkeit aus dem Erste-Hilfe-Kasten und betupfte damit die Wunde. John Boyne Anschließend nahm Pavel ein Stück Mull und klebte es mit Pflaster auf den Schnitt. Dann schälte er die Karotten für das Abendessen weiter, verriet Bruno aber, dass er die Wunde deswegen so gut versorgt habe, weil er Arzt sei. Bruno starrte ihn verwundert an, denn für ihn ergab das keinen Sinn. Pavel war ziemlich klein, auch sehr dünn, mit langen Fingern und kantigen Zügen. Er war älter als Vater, aber jünger als Großvater. „Das verstehe ich nicht“, sagte Bruno, denn er wollte der Sache auf den Grund gehen. „Wenn du Arzt bist, warum servierst du dann das Essen? Warum arbeitest du nicht irgendwo in einem Krankenhaus?“ Pavel zögerte eine ganze Weile, bevor er antwortete. „Bevor ich hierher kam, hatte ich eine Arztpraxis. Ich war sehr gut. Du musst wissen, ich wollte immer Arzt werden. Seit ich ein kleiner Junge war. Seit ich so alt war wie du.“ „Wann bist du in Aus-Wisch angekommen?“, fragte Bruno. Pavel legte die Karotte und den Schäler hin und dachte nach. „Ich glaube, ich war schon immer hier“, sagte er schließlich leise. „Du bist hier aufgewachsen?“ „Nein“, sagte Pavel und schüttelte den Kopf. „Nun, das nicht.“ „Aber eben hast du gesagt …“ Bevor er fortfahren konnte, meldete sich Mutters Stimme. Kaum hörte er sie, sprang Pavel blitzschnell von seinem Platz auf und ging mit den Karotten und dem Schäler samt der Zeitung mit den Schalen zur Spüle zurück, kehrte Bruno den Rücken zu, senkte den Kopf und sagte nichts mehr. John Boyne Bruno erzählte ihr von seinem Sturz und auch, wie Pavel ihm geholfen hatte. Als er die Küche verließ, hörte er seine Mutter sagen: „Wenn der Kommandant fragt, sagen wir, ich habe Bruno verarztet.“ Bruno fand es sehr eigennützig von Mutter, dass sie den Verdienst für etwas einstrich, was sie gar nicht getan hatte. John Boyne Vervollständige die Sätze. Pavel ist ein Häftling, der im Haus des Kommandanten mehrere Arbeiten verrichten muss. Er … und … Pavel erklärt Bruno, schon immer in Auschwitz gewesen zu sein. Damit meint er aber, dass … Brunos Mutter behauptet, selbst die Verletzungen behandelt zu haben. Das entspricht nicht der Wahrheit, aber sie will dadurch … Tipp Die Flüssigkeit ist vermutlich Jod zur Desinfektion der Wunde. Tipp Der Kommandant ist Brunos Vater. 1 5 1 5 10 15 12 Pavel, der eigentlich ist, hilft dem verletzten Bruno. Brunos Mutter Pavel, indem sie behauptet, sie habe Bruno verarztet. Ich weiß 93 Lesen Arbeitsheft 52, 53 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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