Starke Seiten Deutsch 4, Schulbuch, aktualisierte Ausgabe

Texte verstehen: Mit Brunos Augen So muss sich Bruno damit abfinden, länger hier zu bleiben. Um sich zu beschäftigen, möchte er eine Schaukel bauen. Dazu braucht er Seile und einen Reifen. Er ersucht Oberleutnant Kotler um Hilfe. In seiner Nähe wurde ihm meistens ganz kalt, und er hatte das Gefühl, er müsste einen Pullover überziehen. Trotzdem gab es sonst niemanden, den er fragen konnte, und deshalb ging er mit so viel Selbstvertrauen, wie er aufbringen konnte, zu Kotler und begrüßte ihn. An den meisten Tagen sah der junge Oberleutnant sehr elegant aus und lief in einer Uniform herum, die aussah, als wäre sie an seinem Körper gebügelt worden. Seine schwarzen Stiefel blitzten immer, und seine strohblonden Haare waren an der Seite gescheitelt und wurde von etwas in Form gehalten, das alle Kammspuren vortreten ließ – wie die Furchen auf einem frisch bestellten Feld. Außerdem trug er so viel Kölnischwasser, dass man ihn schon aus einiger Entfernung riechen konnte. Bruno hatte sich angewöhnt, nie in Windrichtung vor ihm zu stehen, weil er sonst riskierte, in Ohnmacht zu fallen. „Guten Morgen, kleiner Mann“, sagte Kotler, streckte die Hand aus und fuhr ihm durchs Haar, eine Geste, bei der Bruno ihn am liebsten zu Boden gestoßen hätte und auf seinem Kopf herumgetrampelt wäre. „Könnte ich irgendwo einen Ersatzreifen finden? Ich wollte mir eine Schaukel bauen. Sie wissen schon, mit einem Reifen und an Baumästen befestigten Seilen.“ „Stimmt“, sagte Oberleutnant Kotler, „als Kind habe ich oft Schaukeln gebaut. Meine Freunde und ich haben viele glückliche Nachmittage zusammen verbracht und auf ihnen gespielt.“ Bruno staunte, dass er etwas mit dem Soldaten gemein hatte (und dass Ober­ leutnant Kotler jemals Freunde gehabt hatte, überraschte ihn noch mehr). Dann entdeckte Kotler Pavel, den alten Mann, der jeden Nachmittag kam und in der Küche beim Gemüseputzen für das Abendessen half, bevor er sein weißes Jackett anzog und am Tisch servierte. „He, du“, schrie er und fügte dann ein Wort hinzu, das Bruno nicht verstand. „Komm mal her, du …“ Wieder sagte er das Wort, und sein grober Tonfall ließ Bruno zur Seite blicken, und er schämte sich, an der Szene beteiligt zu sein. Pavel kam auf sie zu, und Kotler redete ihn frech an, obwohl er vom Alter her sein Enkel hätte sein können. Pavel hielt seine Kappe vor sich in den Händen und nickte, wodurch sich sein Kopf noch tiefer neigte, als er es ohnehin schon war. „Ja, Herr“, sagte er leise, so leise, dass es kaum zu hören war. John Boyne Vervollständige die Sätze und kläre die Bedeutung der Vergleiche. Bruno wird in Kotlers Nähe meistens ganz kalt, am liebsten würde er … Die Uniform sah aus, als ob sie … Kotlers Haare sehen aus wie … Bruno befürchtet, in Ohnmacht zu fallen, wenn er … 1 5 10 15 20 25 30 11 Tipp Mit Szene ist hier eine unangenehme Situation gemeint. Tipp Brunos Überlegungen sind gekennzeichnet von Vergleichen . 92 Persönliche Schicksale Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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