Starke Seiten Deutsch 4, Schulbuch, aktualisierte Ausgabe
Lilia säubert die Mitbringsel und räumt ein Bücherregal im Zimmer ihrer Schwester leer, um darauf für Rosalie eine Art „Museum“ einzurichten. Aber erntete ich dafür ein Lob von meinem Vater? Nannte er mich die wunder vollste Schwester der Welt? Nein. Er bekam einen Tobsuchtsanfall. Er flippte aus. Weil meine Klamotten immer noch im Flur lagen, weil jetzt in der Küche am Spülbecken auch schwarze Tierchen krabbelten, weil ihn angeblich eins davon gebissen hatte, weil Rosalies Bücher nicht mehr im Regal standen, sondern auf dem Boden lagen. Und vor allem, weil ich ihm widersprochen hatte. Er hatte NEIN gesagt und dann hieß das auch NEIN. Basta. Huch. Ich stand da und starrte ihn einfach nur an. So kannte ich ihn gar nicht. Da mischte sich auch noch Flocke in die Diskussion ein. „Was ist das denn?“ Seine Worte wollten nicht so richtig zur Situation passen, deswegen blendete ich sie erst einmal aus. Aber als er es zum dritten Mal fragte, drehten wir uns alle nach ihm um. Okay. Was Flocke mit „das“ meinte, waren zwei Gegenstände. Er hatte sie mit spitzen Fingern aus meinem Gepäck gepickt. In der linken Hand hielt er blaukarierte Boxershorts in Größe L, eindeutig nicht meine Größe, und in der rechten eine Packung Kondome, bunte mit Erdbeergeschmack. Beides hielt er Paps direkt unter die Nase. Danke, Bruder! Mein Vater erbleichte. „Das ist harmloser, als du denkst“, sagte ich schnell. „Die Shorts gehören Tom, ich hab die mir nur in der letzten Nacht ausgeliehen, als ich, ach egal. Und die Kondome habe ich beim Strip-Poker gewonnen. Das war ein blöder Witz.“ „Strip-Poker“, sagte Paps überdeutlich. Er schluckte und fügte dann hinzu: „Harmloser, als ich denke.“ Und dann ging’s ab. Erst ein Kreuzverhör, bei dem er erfuhr, dass ich mit Tom zusammen bin. Und dann ein Wutanfall, in dem ich für zu jung erklärt wurde. Zu jung für eigentlich alles, was das Leben lebenswert macht. Als Paps fertig war, stopfte ich alle meine Sachen in den Rucksack, wuchtete ihn die Treppe hoch und pfefferte ihn in mein Zimmer. „Hol jetzt sofort den Staubsauger!“, donnerte Paps von unten. Eigentlich hatte ich genau das vorgehabt. Aber so nicht! Und genau das sagte ich dann auch. „Nee, Vater“, rief ich freundlich die Treppe hinunter. „So nicht. Nicht in dem Ton.“ Und dann schloss ich meine Zimmertür hinter mir und drehte den Schlüssel im Schloss. Schluss. Aus. Ende. Mara Andeck Zeichne in den Rucksack, was Lilia ihrer Schwester mitgebracht hat. Wie findet ihr Lilias Reaktion? Was wäre, wenn ihr mit euren Eltern so reden würdet? Ist das schon vorgekommen? Gibt es Unterschiede zwischen euren Eltern? 1 5 10 15 20 25 33 34 Lilia kümmert sich nach ihrer Rückkehr liebevoll um . Anstelle von Lob erhält sie von ihrem Vater aber Vorwürfe, als die Packung und die in ihrem Gepäck auftauchen und er von ihrer Beziehung zu erfährt. Weil Lilia aber sehr verant wortungsvoll ist, ist sie doppelt verärgert über das Verhalten ihres Vaters. Ich weiß 83 Lesen Arbeitsheft 47 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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