Starke Seiten Deutsch 4, Schulbuch, aktualisierte Ausgabe

Sowohl Mias Eltern als auch ihr kleiner Bruder Teddy haben den Unfall nicht überlebt. Alleine auf der Intensivstation zerbricht sich Mia den Kopf, wie es mit ihr weitergehen soll. Wie wäre es, wenn ich mich entscheiden würde zu bleiben? Wie würde es sich anfühlen, als Waise aufzuwachsen? Niemals mehr den Pfeifentabak meines Vaters zu riechen, niemals mehr gemeinsam mit meiner Mutter das Geschirr zu spülen und mit ihr zu reden? Niemals mehr Teddy ein Kapitel aus Harry Potter vorzu­ lesen? Hierzubleiben, ohne sie? Ich bin mir nicht sicher, ob dies noch eine Welt ist, in die ich gehöre. Ich bin mir nicht sicher, ob ich aufwachen will. Gayle Forman Mia erinnert sich an ein Gespräch mit ihren Eltern nach der Beerdigung eines Freundes der beiden. Die Mutter findet, dass die Familie des Toten die Beerdigung unpassend und nur nach ihren Wünschen gestaltet hat. Mias Vater versucht, die Situation aus der Sicht der Familie zu sehen. Mein Vater zuckte mit den Schultern und lächelte traurig. „Vielleicht. Aber ich kann nicht wütend auf seine Familie sein. Ich vermute, dieser Gottesdienst war ihre Art, ihren Sohn wieder für sich zu beanspruchen.“ „Also bitte“, sagte meine Mutter und schüttelte den Kopf. „Wenn sie ihren Sohn für sich in Anspruch nehmen wollen, warum respektieren sie dann nicht das Leben, das er führte? Warum haben sie ihn nie besucht? Oder ihn nie als Musiker unterstützt?“ „Wir wissen nicht, wie sie über all das dachten“, antwortete mein Vater. „Wir sollten nicht so hart über sie urteilen. Es muss herzzerreißend sein, sein Kind begraben zu müssen.“ Mein Vater zögerte kurz, bevor er sprach. „Ich glaube, Beerdigungen sind ganz ähnlich wie der Tod selbst. Du kannst dir wünschen, was du willst, kannst planen, so viel du Lust hast, aber am Ende des Tages liegt es doch nicht mehr in deiner Hand.“ Meine Mutter hielt inne und blinzelte, was sie immer tut, wenn sie über etwas nachdenkt. Dann streckte sie die Hand aus und strich meinem Vater über die Wange. „Heute wäre es mein Wunsch, gemeinsam mit meinem spießigen Gatten einen schnellen Tod zu erleiden, wenn wir neunzig sind. Mia soll bei unserer Beerdigung spielen. Natürlich nur, wenn sie sich bei dieser Gelegenheit von den New Yorker Philharmonikern losreißen kann.“ Irgendwie glaube ich, dass der Wunsch meiner Mutter wahr geworden ist. Sie starb gemeinsam mit meinem Vater. Aber ich werde nicht zu ihrer Beerdigung spielen. Es ist durchaus möglich, dass ihr Begräbnis auch das meine sein wird. Aber ich glaube nicht, dass meine Mutter darüber glücklich wäre. Im Gegenteil, ich denke, Mama Bär wäre zornig darüber, wie sich die Ereignisse des heutigen Tages entwickelt haben. Gayle Forman Wem stimmst du zu? Begründe deine Behauptung. Verbinde die Buchstaben in der Reihenfolge, wie sie im Alphabet vorkommen. Welches Instrument ergibt sich daraus? Tipp Beerdigungen sind eine sehr traurige Angelegenheit, bei der viele Betroffene vor einer schwierigen Aufgabe stehen. Wie sollten Beerdigungen deiner Meinung nach aussehen? Für wen werden Beerdigungen deiner Ansicht nach gemacht – für die Toten oder für die Angehörigen und Freunde, um trauern zu können, oder sogar für beide? 1 5 1 5 10 15 20 35 36 Ich verstehe nun, dass der Jugendroman „ “ eine schwierige Lebenssituation der siebzehnjährigen beschreibt, die sich zwischen und entscheiden muss. Ich weiß 41 Lesen Arbeitsheft 23 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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