Starke Seiten Deutsch 3, Schulbuch, aktualisierte Ausgabe

Inhalte erfassen: Kurze Geschichten, die unterhalten Lies die Geschichte. Im Warenhaus Betty Warner war eine gute Seele, aber die Brieftasche, die aus der Hosentasche des Mannes hervorlugte, der im großen Warenhaus vor ihr herging, reizte sie. An verschiedenen Arbeitsstellen hatte sie sich heute beworben – aber niemand wollte sie nehmen. Sie ging dicht hinter der Brieftasche und schaute die Leute ringsum an. In diesem Augenblick fiel jede Scheu und Hemmung von ihr ab. Sie nahm die Brieftasche mit einer hastigen Bewegung und ließ sie in ihrer Handtasche verschwinden. Sie blieb stehen und tat so, als ob sie sich seidene Strümpfe anschaute. Am selben Ladentisch stand eine kleine alte Frau. In der warmen Luft wurde Betty, die schon lange nichts mehr gegessen hatte, schwindelig, sie taumelte und ließ dabei ihr Handtäschchen fallen. Die kleine alte Frau hob es auf und reichte es ihr. Betty sah, wie der Besitzer der Brieftasche zurückkam und neben ihm schimmerte eine Polizistenuniform. „Gehen Sie nicht weg von mir“, bat Betty die alte Dame. „Dieser Herr“, verkündete der Polizist grob, „hat seine Brieftasche verloren.“ Dem Besitzer der Brieftasche schien Betty Leid zu tun. Er begann: „Ich behaupte ja nicht, dass Sie die Brieftasche gestohlen haben, aber Sie waren ganz dicht hinter mir, als es geschah“, erklärte er dem Polizisten. Sie starrte vor sich hin, während der Polizist die Handtasche öffnete. Sie starrte noch immer, als er sie ihr wieder reichte und sich an den Herrn wandte: „Diese junge Dame hat sie nicht!“ Sie beobachtete, dass sich die beiden Männer wegbewegten, aber sie war noch immer wie gelähmt. „Ich habe die Brieftasche aus Ihrer Tasche herausgenommen“, flüsterte die kleine alte Frau. „Der Polizist wird die Adresse des Herrn haben, und ich will dafür sorgen, dass er seine Geldbörse zurückerhält. Sind Sie hungrig?“ „Ja, sehr“, entgegnete die junge Frau. – „Wie heißen Sie?“ – „Betty“, antwortete sie mit leiser, belegter Stimme, „Betty Warner.“ „Warum – warum haben Sie das für mich getan?“, erkundigte sich die junge Frau. „Versprechen Sie mir, es niemals wieder zu tun?“ „Ach ja, nie … nie wieder!“, versprach Betty mit reumütiger Stimme. „Sehen Sie“, beruhigte sie die alte Frau, „darum habe ich’s getan.“ „Wer … wer sind Sie?“, fragte das Mädchen. Die Frau lächelte, während sie antwortete: „Ich bin die Warenhausdetektivin.“ Anna Drawe Lies den Text noch einmal und schreibe fünf Fragen dazu auf, die deine Nachbarin oder dein Nachbar dann beantwortet. Schreibe in wenigen Sätzen auf, wie du das Verhalten der Warenhausdetektivin findest. Begründe deine Meinung. 38 Tipp Bestimmt kennst du das: Du hast nur wenig Zeit, möchtest aber trotzdem etwas lesen. Die Literatur hat für solche Fälle eine Lösung parat: Kurzgeschichten und Kürzestgeschichten , die auf nur wenigen Seiten aufregende, spannende, unheimliche … Inhalte erzählen. 1 5 10 15 20 25 30 Arbeitsblatt wd4gg3 Tipp Wieso hilft die Warenhausdetektivin Betty? Was hat Betty zu ihrem Verhalten veranlasst? … 39 40 60 Dichterische Freiheit Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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