38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 bens hellwach war: „Er war kein Revolutionär wie Lenin, der eine Weile in Zürich sitzt, Schach spielt und wartet, bis er wieder zurück zur Revolution kommen kann“, sagt Dedner. Büchner habe zwar Naturwissenschaftler werden wollen, aber das habe für ihn nicht ausgeschlossen, politisch tätig zu sein. „Hätte er mehr Zeit bekommen, hätte er auf allen drei Bühnen gespielt − der literarischen, der wissenschaftlichen und der politischen.“ „Seine revolutionäre Kraft hat sich in die Poesie ergossen“ Das, was bis heute von ihm bleibt, konzentriert sich auf wenige Jahre: Büchner kehrt vom Studium in Straßburg an die Universität Gießen zurück, schließt sich dort der radikalen Freiheitsbewegung an und gründet 1834 die „Gesellschaft für Menschenrechte“. Sein Ziel: Er will die Verhältnisse in Hessen ändern. Sein Mittel: die politische Flugschrift „Der Hessische Landbote“, mit der er zur Revolution gegen die Unterdrückung und gegen die Willkür9 der Fürsten aufrufen will. Mit einigem Erfolg wird der „Landbote“ in den Dörfern um Gießen verbreitet. Als die Gruppe um Büchner auffliegt, kann sich der forsche Autor anders als viele Mitverschwörer den Behörden entziehen und über die französische Grenze nach Straßburg fliehen. Dort hatte er 1831 bereits mit dem Studium begonnen – und dort lebt auch seine Verlobte Minna Jaeglé. In der Literatur findet er nun ebenso ein Ventil wie in der Naturwissenschaft. „Seine revolutionäre Kraft hat sich in die Poesie ergossen“, sagt Büchner-Biograf Hermann Kurzke. Seine großen Dichtungen seien alle nach der politischen Aktion entstanden – „und alle verarbeiten diese kleine Revolution, an der er aktiv teilgenommen hat“. 1837 erkrankt Büchner an Typhus „Dantons Tod“, sein erstes großes Drama über das Scheitern der Französischen Revolution, ist bereits vor der Flucht innerhalb weniger Wochen zu Papier gebracht. Neben der Erzählung „Lenz“, in der es um einen unglücklichen Dichter geht, arbeitet Büchner am Lustspiel „Leonce und Lena“. Mit seinem Fragment „Woyzeck“ schreibt er zudem ein Jahr vor seinem Tod das erste soziale Drama der deutschen Literatur. Unvollendet hinterlassen, zählt es heute zu den wichtigsten und meistgespielten Stücken des deutschen Theaters. Ein weiteres Drama Büchners gilt als verschollen. Nicht nur in der Literatur hinterlässt Büchner Spuren. Als Wissenschaftler schreibt er seine Doktorarbeit über das Nervensystem der Barben, er wird Privatdozent in Zürich und darf mit einer glanzvollen akademischen Karriere rechnen. Dort wohnt er in der Spiegelgasse 12 – Lenin sollte 80 Jahre später ins Haus nebenan einziehen. Doch Büchner erkrankt Anfang Februar 1837. Wenige Tage später, am 19. Februar, setzt eine Typhus-Erkrankung seinen kompromisslosen Texten, seinem Scharfsinn und seiner bis zur körperlichen Erschöpfung reichenden Arbeitswut jäh ein Ende. Ein spärlicher Nachlass10? „Nein, stellen Sie sich vor, Goethe wäre in Büchners Alter gestorben“, widerspricht Experte Dedner. „Dann müssten wir uns auch fragen, was wir von ihm hätten an Werken und Daten.“ Ein Goethe-Drama bliebe, ein paar Gedichte vielleicht, der bedeutende Rest sei erst später gekommen. „Wir haben eigentlich unwahrscheinlich viele Daten über Büchner, bedenkt man, wie jung er war.“ Den „Woyzeck“ stellt Dedner in eine Reihe mit großen Werken der Weltliteratur wie Sophokles’ „Ödipus“ und Shakespeares „Hamlet“. 6 sozialrevolutionär: Protest gegen bestehende Ordnung; 7 kontrovers: umstritten; 8 etwas für sich beanspruchen; 9 unrechtmäßiges Verhalten; 10 Erbe QUELLE: http://www.stern.de/kultur/buecher/200--geburtstag-georg-buechners-werk-ist-noch-immer-allgegenwaertig-3309888.html; (abgerufen am 13.06.2016) 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 A18 Beschreiben Sie den Stil des Textes in zwei bis drei Sätzen. Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit anderen in der Klasse. A19 Vergleichen Sie nun die Autobiografie Heines mit dem biografischen Zeitungstext über Büchner nach den folgenden Aspekten. Ergänzen Sie die Tabelle auf der nächsten Seite. 69 Textkompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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