sprachreif 3/4, Schülerbuch

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 Die Epoche der Romantik hatte ihren Beginn Ende des 18. Jahrhunderts und reichte bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Sie erstreckte sich auf alle Kunstgattungen, inspirierte Maler, Musiker, Philosophen und Schriftsteller zu einzigartigen Werken. Ihren Ursprung hatte die Romantik in Deutschland. Sie ist als Antwort auf das Zeitalter der Aufklärung zu sehen, das von nüchterner Vernunft und wissenschaftlicher Forschung geprägt war. Dem stellten die Romantiker das Seelenleben der Menschen, das Magische und Mystische, das Übernatürliche und Wunderbare entgegen. Die Aufklärungsbewegung des 17. und 18. Jahrhunderts hatte mit ihren weitreichenden wissenschaftlichen Forschungsbestrebungen dazu geführt, dass viele Naturphänomene zu physikalisch erklärbaren Normalitäten geworden waren. Auch in der Gesellschaft jener Tage hatte ein Umschwung begonnen, denn in den wichtigsten europäischen Herrscherhäusern, Habsburg und Preußen, wehte ein neuer Wind. Den Untertanen wurden mehr Rechte zugebilligt und die Religionsfreiheit führte zu einem Machtverlust der etablierten Kirche. Das rationale Denken und Handeln war in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst in den Vordergrund gerückt. Die Gefühlswelt der Menschen war dabei allerdings ins Hintertreffen geraten. Die Französische Revolution von 1789 und die daraus folgende Besetzung und Unterdrückung weiter Teile Europas durch die Truppen Napoleons taten ihr Übriges, um einer Sehnsucht nach Freiheit der Gefühle Vorschub zu leisten. Die literarische Romantikbewegung lässt sich in verschiedene Phasen einteilen: die Früh- (1795 bis 1804), Hoch- (1815) und Spätromantik (1830). […] Außerdem verteilte sie sich auf viele Schriftsteller und wurde zu einer wahren Welle, von der auch das einfache Volk erfasst wurde. […] Ludwig Tieck ist einer ihrer Pioniere. Seine Romane Die Geschichte des Herrn William Lovell und Franz Sternbalds Wanderungen gelten als Beginn der frühen Romantik, zu deren Hauptschriftsteller auch Novalis, Wilhelm Heinrich Wackenroder oder E.T.A. Hoffmann gehören. In ihren lyrischen Erzählungen, Gedichten oder den sogenannten Kunstmärchen setzten sie auf große Gefühle, auf phantastische Szenerien und auf naturverbundene Schilderungen. Auch der Begriff der Heimat, aber ebenso eine Sehnsucht nach fernen Ländern und Kulturen des Orients stand im Mittelpunkt ihrer Werke. Das Gefühls- und Seelenleben der Figuren […] wurde in den Vordergrund der Geschichten gerückt. Mit seinem unvollendeten Roman Heinrich von Ofterdingen, der 1802 posthum erschien, setzte der Schriftsteller Novalis literarische Maßstäbe. Er wurde durch seinen frühen Tod 1801 zum Mythos der romantischen Bewegung. Die in dem stark autobiografisch geprägten Roman vorkommende „blaue Blume“ erlangte Symbolcharakter. Mit ihrer poetischen Betrachtung der Wirklichkeit, die bis zur Verklärtheit reichte, trafen die Dichter der Romantik den Nerv jener Zeit und wurden enorm populär und erfolgreich. Nicht von ungefähr wurden Begriffe wie Volkslied und Volkspoesie geprägt, die von der großen Beliebtheit und Verbreitung der Werke zeugen. Der Hang zum Unwirklichen und zum Magischen, die Rückbesinnung auf die Vergangenheit, das Wiedererstarken des katholischen Glaubens und der katholischen Kirche, die Überbetonung von Geist und Seele in der romantischen Bewegung und die große Akzeptanz der Literatur bei den Bürgern jener Zeit sind als Flucht aus der Wirklichkeit und als Kritik an der bestehenden politischen und gesellschaftlichen Situation zu deuten. Die Kulturgesellschaft in der Romantik war durch einen regen Gedankenaustausch zwischen den Vertretern der einzelnen Kunstgattungen geprägt, die sich in gemeinsam abgehaltenen Zirkeln trafen. Nicht von ungefähr vertonten viele der namhaften Komponisten jener Zeit, wie Robert und Clara Schumann, Franz Schubert oder Felix Mendelssohn-Bartholdy, die Poesie ihrer Dichterkollegen. […] Brentano war es auch, der 1805 mit Des Knaben Wunderhorn eine Sammlung von Volksliedern herausbrachte, die ebenfalls sehr von Naturverbundenheit und dem Heimatgedanken geprägt war und äußerst populär wurde. […] Die Romantiker folgten einem hohen Anspruch. Sie wollten ein neues Lebensgefühl vermitteln, in dem die Kunst und die Gefühlswelt eine wichtige Rolle spielen sollten. Ihr Ziel war es, eine neue Art des Denkens zu etablieren. „Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder“ […] QUELLE: https://www.planet-wissen.de/kultur/literatur/romantik/index.htmlM; (abgerufen am 22.12.2021) 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 Literatur: Romantik Von Alfried Schmitz | 04.12.2019 57 Sprachreflexion Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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