sprachreif 3/4, Schülerbuch

Rhetorische Stilfiguren und Tropen Bereits aus sprachreif 2, S. 32 f., und aus dem Arbeitsheft für Rechtschreibung, Grammatik und Stil (S. 91 ff.) kennen Sie die häufigsten rhetorischen Stilfiguren und Tropen, die Sie hier aufgelistet finden: Stilfiguren: Wortfiguren Alliteration: min. zwei aufeinanderfolgende Wörter mit gleichem Anfangsbuchstaben: das Wunder Welt Akkumulation: Wörter werden unter einem (nicht genannten) Oberbegriff aneinandergereiht: Sonne, Mond und Sterne; Quadratisch, praktisch, gut. Anapher: Wort oder Wortgruppe wird jeweils am Beginn zweier Absätze/Sätze/Verszeilen wiederholt: Lass dich herzen, lass dich küssen, lass mich knien zu deinen Füßen! Epipher: Wort oder Wortgruppe wird jeweils am Ende zweier Absätze/Sätze/Verszeilen wiederholt: Ende gut, alles gut; Er kann alles, will alles, tut alles. Diminuitiv: Verkleinerungsform: ein Stündchen, das Büchlein, ein süßes Kerlchen. Paraphrase: Zusätzliche erklärende Beschreibung, z. B. Adjektiv + Subjekt: eine schöne Zeit; eine interessante Schulstunde. Palindrom: Ein Wort/Name/Satz, das bzw. der von vorne oder von hinten gelesen werden kann: Hannah; Stanley Yelnats; Bei Liese sei lieb! Epanalepse/Geminatio (Verdopplung): Dasselbe Wort/ Dieselbe Wortgruppe wird unmittelbar hintereinander wiederholt: Hört, hört!; Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen! (4. letzter Satz Jesu) Figura etymologica (Polyptoton): Wiederholung des Wortstammes + Abwandlung der Flexionsform: Gar schöne Spiele spiel ich mit dir! (Goethe: Erlkönig); das Buch der Bücher, der unbewegte Beweger. Paronomasie: Wiederholung eines Wortes mit nur klanglicher Übereinstimmung: Träume sind Schäume. Klein, aber mein. Parataxe (gleichrangige Aneinanderreihung) Asyndeton: Bindewortlos: Alles rennt, rettet, flüchtet! Polysyndeton: Bindewort oft wiederholt: Und es siedet und wallet und brauset und zischt (Goethe: Zauberlehrling) Hypotaxe (untergeordnete Aneinanderreihung): Verschachtelte Syntax, zahlreiche Gliedsätze: Ich wusste doch, dass das das Dass ist, das man mit zwei „s“ schreibt, und nicht das Das, das man nur mit einem „s“ schreibt. Klimax (griech. Leiter): Steigerung der genannten Begriffe: Veni, vidi, vici. (= Ich kam, sah, siegte.) Antiklimax: Gegenteilige Steigerung: Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen: Doktoren, Magister, Schreiber, Pfaffen. (Goethe: Faust I) Ellipse: Auslassung von Satzteilen, wenn der Kontext ohnedies naheliegt: Wir wissen nicht, was tun. Wird oft verwendet in Werbeslogans, Schlagzeilen: Sturm auf Kapitol! Zeugma (griech. Joch): Zwei nicht zueinander passende Begriffe oder Satzglieder werden unter dasselbe Prädikat „gespannt“: Er hatte Kopfschmerzen und Putzjungfern bei sich. (semantisch); Dieser LKW schafft die Last und nicht den Fahrer. (humoristisch) Parallelismus: Zwei Satzeinheiten oder Wortgruppen werden parallel angeordnet: Ernst ist das Leben, heiter die Kunst. Chiasmus (griech. Kreuzung): Wörter werden nicht parallel, sondern kreuzweise angeordnet: Einer für alle, alle für einen. Antithese: Gedanken/Begriffe/Thesen werden gegenübergestellt: Der Wahn ist kurz, die Reu’ ist lang. (Schiller: Das Lied von der Glocke) Inversion: Veränderung der Wortstellung: Klug bist du! Des Sängers Fluch (Uhland) Correctio: Diese Schulstunde war super, nein, fantastisch! Stilfiguren: Argumentationsfiguren Interrogatio (rhetorische Frage): Grammatikalisch eine Frage, dem Sinn nach aber eine Scheinfrage, da sie bereits die Antwort enthält: Wie lange noch, Schüler X, willst du im Unterricht am Handy herumwischen? Apostrophe: Sprecherin oder Sprecher wendet sich scheinbar vom Geschehen ab und zu einer imaginären Person hin: Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann! (Bachmann: Erklär mir, Liebe) Ironie: Widerspruch zwischen intendiertem und sprachlich ausgedrücktem Sachverhalt 1 Verstellung: Jemand lässt etwas fallen 1 Super gemacht! Simulatio: Vorspiegelung von etwas nicht Existentem: Du bist mir ein schöner Freund! Personificatio (Personifikation): Dinge, Tiere, tote Personen werden personifiziert, also vermenschlicht: Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden. (Gryphius: Es ist alles eitel) 52 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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