Produktionen geht. Aber Technologie darf keine Ausrede sein, um heute nichts zu tun und nur auf ein besseres Morgen zu hoffen. Studien besagen, dass 80 Prozent der zur Klimawende nötigen Technologien schon vorhanden sind, sie aber noch mehr verwendet werden müssen. Außerdem sollten wir über soziale Innovationen nachdenken. Wie können wir weniger konsumieren und mehr miteinander teilen? Die Städte so gestalten, dass viele Wege zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichem Nahverkehr erledigt werden können? Antworten darauf sind mindestens genauso wichtig wie neue Technologien. Wie zentral ist der Beitrag jedes Einzelnen in Sachen Klimaschutz? Politische Veränderungen kommen vor allem dann, wenn sie von möglichst vielen Menschen gefordert werden. Deshalb ist der Beitrag jedes Einzelnen sehr wichtig. Wir müssen laut sein und Forderungen an die Politik stellen. Fridays for Future hat gezeigt, wie gut das funktioniert. Inzwischen macht die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Klimaneutralität zumindest verbal zur Chefsache. Das wäre vorher undenkbar gewesen. Ich dachte eher daran, den eigenen Konsum zu reduzieren oder den Müll richtig zu trennen. Natürlich gibt es einen Beitrag, den wir individuell leisten können. Aber dabei stoßen wir schnell an unsere Grenzen. Wenn ich Plastikmüll im Park aufhebe, ist das sicher richtig und wichtig. Ich löse damit aber nicht das Problem von Meeresplastik in der Tiefsee. Nur Bioprodukte zu kaufen können sich nicht alle Menschen leisten. Gleiches gilt für den Verkehr. Ich habe in Oxford studiert, bin meistens mit dem Zug von Wien nach England gefahren. Das dauert viel länger und ist viel teurer als ein Flug. Dadurch wird klimafreundliches Verhalten zu einem Privileg. Um das zu ändern, braucht es den Willen der Politik und der Wirtschaft. Und den beeinflussen wir am besten, indem wir uns zusammenschließen und Veränderungen einfordern. Wie holt man all jene Mitbürger mit ins Boot, die gerne Fleisch essen, SUV fahren und nichts von Fridays for Future halten? Viele dieser Menschen haben sicher selbst Kinder oder Enkel und wünschen sich für sie eine gute Zukunft. Das ist ein guter Ansatzpunkt für Argumente. Gesamtgesellschaftlich wäre es mir am liebsten, wenn wir sie gar nicht überzeugen müssten. Eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern sollte sich nicht auch noch Sorgen um die richtige Verpackung oder die Herkunft von Lebensmitteln machen müssen. Idealerweise wäre das klimafreundliche Produkt oder Verhalten die bequemste Wahl und nicht mit umständlichen Recherchen oder großem Hintergrundwissen verbunden. Wie blicken Sie in die Zukunft? Der Blick in die Zukunft ist für mich eine Bergund-Tal-Fahrt der Gefühle. Wir stehen vor einer kollektiven Herausforderung, die so groß ist wie keine zuvor. Aber wenn ich nicht optimistisch wäre, dass wir die Klimawende irgendwie schaffen, würde ich nicht meine Arbeit machen können, sondern mich nur noch unter einer Decke verkriechen. Und die Wissenschaft sagt ja, dass alles noch möglich ist. Das Zeitfenster wird nur kleiner und die nötigen Anstrengungen größer. Deshalb müssen wir jetzt alle aktiv werden. QUELLE: https://www.fluter.de/katharina-rogenhofer-klimaschutz; (abgerufen am 10.01.2022) 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 130 132 134 136 138 140 142 144 146 148 150 152 INFOBOX Permafrostboden: Boden der Permafrostzone, bei dem nur die oberflächennahe Lage (bis maximal zwei Meter Tiefe) auftaut Rückkopplungseffekt: Wenn die Wirkung einer Ursache auf die Ursache zurückwirkt, spricht man von Rückkoppelungseffekt. Franklin D. Roosevelt: 32. Präsident der USA von 1933 bis 1945, reformierte das US-amerikanische Wirtschaftssystem nach der Finanzkrise von 1929 mit seinem New Deal. SUV: Sport Utility Vehicle, Sportgeländewagen, PKW mit meist hohem Treibstoffverbrauch 239 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=