sprachreif 3/4, Schülerbuch

44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 kunftspartnerschaft“ aus ÖVP, SPÖ, Grünen und der Bürgerliste „MITuns“ anführt. Denn in der Politik herrsche „inzwischen auf allen Ebenen Konsens, von den Kommunen über das Land bis zum Bund, dass wir Maßnahmen pro Radverkehr setzen müssen“. In der Tat hat das Land Niederösterreich heuer angekündigt, den Anteil des Radverkehrs bis 2030 von sieben auf 14 Prozent verdoppeln zu wollen. Beflügelt von so viel politischem Rückenwind entwickelte das beauftragte Verkehrsplanungsbüro, „con.sens“ aus Wien, ein Mobilitätskonzept für Wolkersdorf, das auch die Neugestaltung der Alleegasse beinhaltet. Die Planer schlagen vor, die Kernfahrbahn auf eine Spur zu verengen, beiderseits rot gefärbte Mehrzweckstreifen aufzuzeichnen und die Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 km/h zu senken. Wer jemals in den Niederlanden war, dem wird dieses Straßendesign bekannt vorkommen. Auch in anderen Ländern hat man damit gute Erfahrungen gemacht. In Österreich findet man es bisher so selten, dass es geradezu revolutionär wirkt. […] Nach vielen Jahren scheint der Weg für die Neugestaltung der Alleegasse endlich frei. Zur Verkehrsverhandlung, die Ende Juni anberaumt wird, schickt aber auch das Amt der niederösterreichischen Landesregierung einen Vertreter. Der Beamte sieht große Gefahren dräuen – für Autofahrende. Die Kernfahrbahn sei viel zu schmal. Da könnten Autos frontal zusammenstoßen, weil die Lenker es womöglich nicht wagten, den rot gefärbten Mehrzweckstreifen zu befahren. Er sei gegen „Experimente im Freiland“, bei denen die Verkehrsteilnehmer als „Versuchskaninchen“ herhalten müssten. Das Argument, dass die Situation durch Tempo 30 entschärft würde, lässt der Beamte nicht gelten. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) seien innerorts 50 km/h vorgeschrieben. Die Höchstgeschwindigkeit zu senken, sei nur zulässig, wenn die Verkehrssicherheit dies zwingend erfordere. Und dafür fehle hier der Nachweis. Wer „einfach so“ Tempo 30 verordne, mache sich „eines Rechtsbruchs schuldig“, warnt der Beamte. […] Dominic Litzka ist frustriert. Der ÖVP-Politiker versteht gut, dass Veränderungen Ängste auslösen. Aber als Bürgermeister müsse er Probleme lösen. Den Vorschlag der Verkehrsplaner hält er für eine „Modelllösung“. „Ich bin bereit, dafür Verantwortung zu übernehmen“, sagt er. „Dasselbe erwarte ich von den Behörden.“ Frustriert ist auch Michael Szeiler, Geschäftsführer des Verkehrsplanungsbüros „con.sens“. Für ihn ist das „größte Problem“, „dass die StVO im Ortsgebiet Tempo 50 als Regelgeschwindigkeit definiert“. Um Tempo 30 zu verordnen, reiche es nicht aus, „dass es verkehrsplanerisch sinnvoll ist oder den Komfort für zu Fuß Gehende oder Radfahrende erhöht“. Für eine „rechtlich einwandfreie Argumentation“ brauche es „immer ein Verkehrssicherheitsproblem“. „Bei einem wohlwollend gesinnten Sachverständigen wird der Interpretationsspielraum genutzt“, sagt Szeiler. „Andernfalls haben wir als Verkehrsplaner keine Chance, denn unsere fachlichen Argumente allein nützen nichts.“ Apropos Verkehrssicherheitsproblem: 2020 kamen auf heimischen Straßen 40 Radfahrende ums Leben, neun davon in Niederösterreich. Wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) bekanntgab, rangiert Österreich damit im EU-Vergleich weit hinten. „Radfahren ist hier doppelt so gefährlich wie etwa in Norwegen, den Niederlanden, Schweden, Dänemark, Deutschland und der Schweiz“, mahnt das KfV. […] [A]llem Anschein nach steht die Novelle ebenso in den Sternen wie die Neugestaltung der Alleegasse. Radfahrende tun daher bis auf weiteres gut daran, die Straße mit dem beschaulichen Namen zu meiden. QUELLE: https://www.furche.at/politik/rad-gegen-auto-eine-allee-der-irrtuemer-6517682; (abgerufen am (10.01.2022) INFOBOX Karl VI. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation von 1711 bis 1740, Vater von Maria Theresia 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 235 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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