sprachreif 3/4, Schülerbuch

ZUSAMMENFASSUNG Vom gendersensiblen Sprechen bzw. der gendergerechten Sprache redet man dann, wenn beide Geschlechter explizit angesprochen werden (z. B. Freundinnen und Freunde, LehrerInnen, Schüler:innen) oder neutrale Formen verwendet werden, durch die sich alle angesprochen fühlen (Lehrpersonal, Studierende, Schulleitung). Die Debatte um gendergerechte Sprache entbrannte 1968 im Zuge der Frauenbewegung und hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen, weshalb das sogenannte generische Maskulinum immer weiter zurückgedrängt wird. Unter generischem Maskulinum ist zu verstehen, dass sich bei der rein männlichen Bezeichnung für eine Gruppe (die Ärzte) weibliche bzw. diverse Personen miteingeschlossen fühlen sollen. Die deutsche Sprachwissenschaftlerin Luise F. Pusch beschreibt in ihrem 1991 erschienenen Werk Das Deutsche als Männersprache, dass die deutsche Sprache vor allem auf Männer zugeschnitten sei und fordert eine Sprachreform hingehend zu einer Humansprache. Die Erörterung zählt zu den argumentierenden Textsorten. Es handelt sich dabei um eine Textsorte, deren Ziel es ist, sich mit einer Thematik kritisch auseinanderzusetzen und bei der Meinungsbildung zu helfen. Wichtig beim Verfassen einer Erörterung ist, dass eine klare Position zum Thema eingenommen wird und die Arbeitsaufträge (die Operatoren) der Aufgabenstellung sorgsam umgesetzt werden. Die Erörterung besteht aus einer Einleitung (Basissatz, aktueller Bezug), einem Hauptteil (Argumentation) und einem Schluss (Conclusio/ Ausblick/Lösungsvorschlag). Unter Frauenliteratur versteht man Werke, die von Frauen, über Frauen oder/und für Frauen verfasst worden sind. Zum Teil werden ältere Werke nachträglich aufgewertet, da Literatur von weiblichen Autorinnen in der Vergangenheit weniger Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. Derzeit boomt der Sektor Frauenliteratur und es erscheinen auch viele Fachbücher, die sich mit feministischen Ideen auseinandersetzen. Es ist immer noch so, dass literarische Werke, die sich mit weiblichen Problemfeldern auseinandersetzen, häufig polarisieren. Digitale Sprachassistenzen wie Siri oder Alexa sind zu großen Teilen weiblich konnotiert. Oftmals wird diese Entscheidung mit der Tatsache begründet, dass die weibliche Stimme angenehmer zu hören und besser zu verstehen sei. Die Gefahr hinter der Feminisierung der digitalen Sprachassistenzen liegt darin, dass diese mehrheitlich im Dienstleistungssektor agieren und somit der Eindruck gefestigt wird, dass Care-Arbeit weiblich sei, wodurch alte Stereotype neuen Aufschwung erhalten. Die amerikanische Dichterin Amanda Gorman trug mit 22 Jahren bei der Inauguration des amerikanischen Präsidenten Joe Biden ihr Gedicht The Hill We Climb vor, wodurch sie internationale Aufmerksamkeit erhielt. Einerseits war das Auftreten der jungen schwarzen Frau bewundernswert, andererseits die Inhalte des Gedichts. Das Übersetzen des Gedichts wurde zur Herausforderung, da ein Streit darum entbrannte, ob weiße Frauen oder Männer die Werte und Ideen eines solchen Gedichts gleichermaßen gut übersetzen können. Sprache entwickelt sich ständig weiter. Wir sprechen, wie wir heute sprechen, nur aufgrund der Lautverschiebungen. Auch die Gender-Debatte nimmt Einfluss auf unser Sprechverhalten. Verschiedene Formen des Genderns polarisieren die Gesellschaft. Der Vorwurf, Gendern mache die Sprache unrichtig, kann aber nicht gehalten werden, da es keine Sprachnorm gibt, die durch das Gendern verletzt würde. 232 8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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