A24 Lesen Sie Herrn Mehders Meinungsrede. Führen Sie dazu ein Feedback wie in A21 durch. Meinungsfreiheit Sehr geehrtes Publikum! Habt Ihr gewusst, dass man in den USA nicht nur ohne Beweise behaupten darf, eine Wahl sei gefälscht worden, sondern dass man auch ungestraft beleidigende, sexistische und rassistische Kommentare im Radio absondern darf, ohne dass man in die Schranken gewiesen wird? Rush Limbaugh, ein kürzlich verstorbener US-amerikanischer Radiomoderator, war eine jener Personen, die das auf die Spitze getrieben hat. Unvorstellbar, oder? Bei uns in Europa würde man sich wahrscheinlich vor lauter Fremdschämen in einer Ecke verkriechen, wenn man Begriffe wie „Feminazis“ für Menschen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen, von einem professionellen Journalisten hören würde! Aber so ist eben die Tradition jenseits des großen Teichs. Während wir Europäer das Recht der großen Gruppe im Auge haben, gewinnt in den USA stets das Individuum. Muss man nicht mögen, ist aber so. Unsere US-amerikanischen Freunde nennen es Meinungsfreiheit, wenn man andere beleidigt und demütigt. Oder eben Shock-Radio, wenn man ganz bewusst Grenzen überschreitet und Menschen beleidigt. Aber Gott bewahre, es geht ums Militär oder es kommen gar Nackerte ins Spiel! Dann ist mit der Freiheit ganz schnell Schluss. Man muss vermutlich in dieser Gesellschaft aufgewachsen sein, um das gar nicht befremdlich zu finden. Versteht mich nicht falsch: Auch ich halte die Meinungsfreiheit für ein sehr wichtiges Gut. Kein Mensch soll befürchten müssen, aufgrund seiner politischen Äußerungen eingesperrt zu werden. So geht nunmal Demokratie: Dass unterschiedliche Ansichten aufeinandertreffen, diese auch gern einmal etwas emotional diskutiert werden, Argumente angehört werden, sollte normal sein. Das lernen wir ja auch in der Schule. Ich will auch nicht ständig aufpassen müssen, was ich sage. Das wäre doch ein ziemlicher Stress, immer auf jedes Wort aufpassen zu müssen. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich wie ein wild gewordener Shock-Radio-Moderator alle Menschen beleidigen will. Dann finden mich vielleicht ein paar Irre super, aber Freunde gewinnt man so vermutlich nicht. Und darüber hinaus wird es meiner Ansicht nach auch nicht grandios zu einer seriösen Karriere beitragen, wenn man sich keine ernsthaften Argumente überlegt. Ich gebe aber zu: Die Meinungsfreiheit einzuschränken ist eine heikle Sache. Wenn ich mich hierherstelle und sage, dass das nötig sei, könnte man mich aus dem Kontext herausgerissen zitieren und meine Ansichten verdrehen. Also sage ich: Die Meinungsfreiheit darf nicht eingeschränkt werden. Aber Beleidigungen, Diffamierungen und antidemokratische Ansichten müssen so klein gehalten werden, dass sie auf keinen Fall Schaden anrichten können: nicht am Individuum, nicht an der Gruppe, nicht an der Gesellschaft. Denn letzten Endes haben wir nichts von gegenseitigen Beschimpfungen, sondern vom Miteinanderreden. Danke für Eure Aufmerksamkeit! Franz Justin Mehder A25 Halten Sie Herrn Mehders Meinungsrede entweder vor Ihrer Klasse oder auf Video. Sammeln Sie Ideen, wie Kriterien, die Sie in A24 bemängelt haben, im mündlichen Vortrag kaschiert werden können. TIPP: EINE „VORBILDLICHE“ MEINUNGSREDE LESEN Lesen Sie die Rede von Joachim Gauck, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland (2012–2017), zum Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) im Jahr 2013 online. Insbesondere die Einleitung (Absätze 1−4), aber auch der erste Teil (Absätze 9−12) eignen sich als „Vorbild“ für eine Meinungsrede. Ó 2t5tf3 23 Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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