sprachreif 3/4, Schülerbuch

Ein neuer Ton − Frauen (zu-)hören A33 Sehen Sie sich das Video an, in dem die amerikanische Dichterin Amanda Gorman ihr Gedicht The Hill We Climb vorträgt. Reden Sie mit Ihrer Sitznachbarin oder Ihrem Sitznachbarn über den Auftritt der damals 22-Jährigen bei der Inauguration des amerikanischen Präsidenten Joe Biden (2021) und überlegen Sie, warum Gorman weltweit imponiert hat. A34 Lesen Sie dazu nun die gekürzte Übersetzung des Gedichts The Hill We Climb. Recherchieren Sie zu den historischen Hintergründen und klären Sie, auf welche Abgründe bzw. spaltenden Kräfte sich Gorman in ihrer Rede bezieht. Amanda Gorman: Den Hügel hinauf (2021) Mr. President und Dr. Biden, Madam Vice President und Mr. Emhoff, Bürger*innen Amerikas und der Welt: Ein neuer Tag, und wir fragen uns, wo wir Licht finden sollen im nicht enden wollenden Schatten. Unsere Verluste fassen, ein Meer durchmessen. Wir haben tief in den Abgrund geblickt. Wir haben gesehen, dass Ruhe nicht immer gleich Friede ist, unsere Anschauung und Auslegung dessen, was scheinbar recht ist, nicht immer gerecht. […] Wir treten das Erbe eines Landes und einer Zeit an, da ein kleines, dünnes Schwarzes Mädchen, Nachfahrin von Sklavinnen, Kind einer alleinerziehenden Mutter, davon träumen kann, Präsidentin zu werden, und nun hier, heute, für einen Präsidenten vorträgt. Sicher, es läuft längst nicht so prächtig, längst nicht perfekt, was nicht heißt, dass wir den vollkommenen Bund zu schließen suchen. Wir streben vielmehr nach Verbundenheit, gemeinsamen Perspektiven und Zielen. Ein Land für Menschen aller Art, jeder Kultur und Lage, jeden Schlags. Und so lenken wir den Blick nicht auf das, was zwischen uns steht, sondern auf das, was vor uns liegt. Wir schließen die Gräben, weil wir begreifen: Soll an erster Stelle die Zukunft stehen, müssen wir erst von unseren Differenzen absehen.[…] Lasst die Welt wenigstens dies bezeugen: Bei allem Gram, wir sind gewachsen. Bei aller Not, wir haben gehofft. Bei aller Ermüdung, wir haben uns bemüht. Wir bleiben verbunden, werden überwinden. Nicht weil keine Niederlagen mehr zu fürchten wären, sondern weil wir nie wieder Zwietracht säen werden. […] Wir haben Kräfte erlebt, die unsere Nation lieber spalten als teilen wollen. Unser Land zertrümmern, um den Lauf der Demokratie zu bremsen. Fast wären sie damit durchgekommen. Aber die Demokratie mag sich zeitweise hemmen lassen, doch nie für alle Zeit verhindern. […] Lasst uns ein Land hinterlassen, das besser ist als das uns überlassene. Mit bronzen gestählter Brust, mit ganzer Seele wollen wir diese verwundete Welt zur wundersamen erhöhen. […] Wir werden erneuern, einen, genesen, an allen Ecken und Enden unserer Nation, aus jeder Lage, die wir unser Land nennen, wir alle, so verschieden, so bewegt. Werden wieder auferstehen, beschädigt aber schön. B Ó 35rr4x 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 226 8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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