sprachreif 3/4, Schülerbuch

A6 Sie haben bereits viel über den Gender-Diskurs gehört. Diskutieren Sie nun im Klassenzimmer! Teilen Sie Ihre Klasse in zwei Gruppen auf, die sich in einer Diskussion gegenüberstehen. Die eine Gruppe nimmt eine positive Haltung gegenüber dem Gendern ein, die andere steht gendersensibler Sprache kritisch gegenüber. Bereiten Sie sich 15 Minuten lang auf die Diskussion vor, indem Sie als Gruppe ausgiebig über Pro- bzw. Contra-Argumente diskutieren bzw. dazu online recherchieren. Notieren Sie sich Stichworte und besprechen Sie Ihre Diskussionstaktik. Diskutieren Sie mindestens 20 Minuten. A7 Im Jahr 2021 hat das deutsche Rechtschreibwörterbuch Duden das generische Maskulinum übrigens abgeschafft. Recherchieren Sie online, was diese Entscheidung mit sich bringt und überprüfen Sie auch die Haltung des Österreichischen Wörterbuches diesbezüglich. Sprechen Sie über Ihre Ergebnisse im Klassenzimmer. Lesen Sie dazu auch online einige Beiträge. C Ó 35qs5q 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Ist Gendern der „Tod der Sprache“? (Spoiler: Nein) Von Armin Wolf | 11.03.2021 Es war ein kleines Experiment am vergangenen Montag, dem Internationalen Frauentag: In der gesamten ZiB2 waren keine männlichen Mehrzahlformen zu hören. Ganz am Ende der Sendung erklärte ich es kurz: „Männer waren mitgemeint.“ Bis dahin war es niemandem aufgefallen: Kein einziges Mail, kein Tweet, keine Facebook-Reaktion. Ganz anders ist es, wenn ich in der Sendung „gendere“, also ein Mehrzahlwort wie Politiker*innen spreche – mit einer kurzen Pause, weil man das „Gendersternchen“ selbst ja nicht sprechen kann. Also: Politiker innen. Diese Betonung hat sogar einen eigenen Namen: Glottisschlag. Kennt fast niemand (ich bis vor kurzem auch nicht), aber jeder von uns verwendet ihn, wenn er Spiegelei sagt und ein Ei damit meint und keine Erscheinung im Spiegel. Ich mache das seit einigen Monaten in der ZiB2 immer wieder, Tarek Leitner tut es in der ZiB1 […]. Und dieser angebliche „Genderwahn“, diese „Zerstörung der deutschen Sprache mittels Gender-Unfug“ löst bei etlichen Zusehern und manchen Zuseherinnen erstaunliche Aggressionen aus, aber auch sonst durchaus bemerkenswerte Reaktionen: „Es ist zu registrieren, dass Sie und der ORF in subversiver Weise eine Gehirnwäsche an den Österreichern vornehmen möchten“, schreibt mir Herr Dr. W., während Herr S. meint: „In Ihrer offiziellen ORF-Funktion steht es Ihnen nicht zu, im Rahmen Ihrer medialen Machtposition den allgemeinen Sprachgebrauch verändern zu wollen“. Und Herr Karl (sorry, aber in dem Fall muss ich den Namen einfach ausschreiben) ist besonders besorgt: „Gendern ist keinesfalls eine harmlose Laune des Zeitgeistes. Es ist vielmehr der Versuch bestimmter Kräfte, die Kontrolle über unser Denken, unser Sprechen und unser Schreiben zu erlangen. So etwas mag in totalitären Diktaturen üblich sein, in einer Demokratie hat es nichts verloren. Wehret den Anfängen!“ Ganz knapp hingegen belehrt mich heute Herr G., dafür mit riesigen Buchstaben in einem eigens angefügten Word-Dokument: „GENDERN IST DER TOD DER SPRACHE“. […] Ich bin ja immer wieder erstaunt, welche Emotionen dieses Thema auslöst. Auch bei Menschen, die sehr aufgeregt fragen: „Haben wir denn keine anderen Probleme ???“ und anscheinend keine anderen Probleme haben als eine gesprochene Mini-Pause in Politiker innen. Möglicherweise sind sie auch davon überzeugt, dass alle anderen Probleme verschwänden, würde ich nur wieder die Politiker sagen. […] ABER JETZT IM ERNST Klar ist für mich, dass das – im Deutschen grammatikalisch korrekte – generische Maskulinum keine akzeptable Variante mehr ist. […] QUELLE: https://www.arminwolf.at/2021/03/11/ist-gendern-tod-sprache/; (abgerufen am 28.01.2022) 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 211 Mündliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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