… und in der Dramatik A35 Lesen Sie die folgende Werkbeschreibung zu Die letzten Tage der Menschheit von Karl Kraus. Ordnen Sie die Zitate aus dem Drama den fett gedruckten Beschreibungen zu. Karl Kraus’ während des 1. Weltkriegs entstandener literarisch-theatraler „Angsttraum“ montiert dokumentarisches Material wie Zeitungsmeldungen und Feldpostbriefe mit operettenhaften Gesangseinlagen und surrealistischen Erscheinungen zu einem Pandämonium4 aus über 200 lose verknüpften Szenen. Der Weltkrieg erweist sich dabei immer auch als Krieg der Worte, die moderne Wissenschaft als Schöpferin einer Todesmaschinerie. Die monumentale Tragödie, „deren untergehender Held die Menschheit ist“, konzentriert sich vor allem auf die Heimatfront, das Wiener (und Berliner) Hinterland mit seinen Lügen verkaufenden Journalisten, Drückebergern und Kriegsgewinnlern jedweder Couleur. Wie ein Ankläger vor dem Jüngsten Gericht sammelt Kraus Beweis um Beweis – für Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gegen die Wahrheit und, nicht zuletzt, gegen die Sprache. 4 schrecklicher Ort QUELLE: http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=965353270; (abgerufen am 06.04.2016) Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit (1922) Anmerkung: Die folgenden Zitate folgen im Originaltext nicht unmittelbar aufeinander. Vorwort: Die Aufführung des Dramas, dessen Umfang nach irdischem Zeitmaß etwa zehn Abende umfassen würde, ist einem Marstheater zugedacht. Theatergänger dieser Welt vermöchten ihm nicht standzuhalten. […] Ein Zeitungsausrufer: Extraausgabee –! Venedig bombardiert! Schwere Niederlage der Italiena! Ein Armeelieferant: Wenn Sie das Abendblatt gelesen hätten, würden Sie keinen Moment zweifeln. Zweiter Armeelieferant: War es als authentische Nachricht? Zweiter Zeitungsausrufer: Extraausgabee –!!00.000 tote Italiena bittee –! […] Einer aus dem Auditorium (reicht einem Nachbarn die Zeitung): Kolossale Erfolge unserer Bombenflieger nordwestlich von Arras und hinter der Champagnefront. Insgesamt wurden während der letzten drei Tage und Nächte 25 823 Kilogramm Bomben abgeworfen. Der Nachbar: Die moralische Wirkung war gewiß nicht geringer als die materielle. […] Ob unter See, ob in der Luft, wen Kampf nicht freut, der ist ein Schuft. Doch weil das Schuften ich gewohnt, so schuft’ ich nicht bloß an der Front, ich kämpf’ auch schneidig und gewandt und halte durch im Hinterland, ich schufte früh, ich schufte spat, die Schufte das erbittert hat. Nur feste druff! Ich bin ein Deutscher! Im Frieden schon war ich ein Knecht, drum bin ich es im Krieg erst recht. Hab stets geschuftet, stets geschafft, vom Krieg alleine krieg’ ich Kraft. Weil ich schon vor dem Krieg gefrohnt, hat sich die Front mir auch gelohnt. Leicht lebt es sich als Arbeitsvieh im Dienst der schweren Industrie. Heil Krupp und Krieg! Ich bin ein Deutscher! […] Es ist die tragische Bestimmung meiner Figuren, das sprechen zu müssen, was sie selbst geschrieben haben und so auf eine Nachwelt zu kommen, die sie sich ganz anders vorgestellt haben. Mein Verdienst besteht nicht darin, irgendetwas erfunden zu haben, sondern darin, daß man glaubt, ich müsse es erfunden haben, weil man nicht glaubt, daß man es erlebt haben könne. QUELLE: Kraus, Karl: Die letzten Tage der Menschheit. Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog. Hrsg. v. F. Schuh. Salzburg: Verlag Jung und Jung 2014. A36 Lesen Sie im Wikipedia-Artikel zu Die letzten Tage der Menschheit im Abschnitt Realsatire über das Absurde. Finden Sie Belege dafür im Originaltext und erklären Sie anhand des Beispiels/der Beispiele den Begriff des Absurden. Ó 2z59uu 2 4 6 8 10 12 14 16 18 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 175 Literarische Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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