sprachreif 3/4, Schülerbuch

Einen Kommentar planen Die zentrale Aufgabe bei der Planung eines Kommentars ist es, sich eine Meinung zu einem Sachverhalt, der zumeist in einem vorliegenden Text beschrieben wird, zu bilden. Erst wenn Sie wissen, worauf Sie hinauswollen, ist eine Planung sinnvoll. A21 Lesen Sie das Feuilleton Soziale Medien – Der Tod im Häppchen-Takt und erstellen Sie eine Stichwortliste über die dargestellte Problematik. Klären Sie die Ihnen unbekannten Begriffe mithilfe eines Lexikons. SCHRITT 1 B 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 […] Mit akkurat aufgezwirbeltem Bart sitzt ein junger ukrainischer Social-Media-Influenzer vor seinem Rechner und erklärt den digitalen Abwehrkampf, den er und seine Freunde gerade gegen die russische Invasion in seinem Land führen. In bestem HD-Stream mit Profi-Headset, das vor wenigen Tagen wohl noch für Gaming-Streams verwendet wurde, erklärt der Mann (dessen Namen wir hier bewusst nicht nennen), wie junge Ukrainerinnen und Ukrainer der Armee helfen können. Nicht mit Waffen, „von denen wir nicht einmal wissen, wie man sie halten soll“. Auf den Sozialen Medien. „Kämpfen ist für die Soldaten. Wir machen das, was wir am besten können.“ Und so fluten beide Seiten die Sozialen Medien von Twitter über Facebook bis TikTok mit Inhalten. Szenen aus den Kellern, Videos vom Beschuss, der den Nachthimmel kurz erleuchtet, bis ein dumpfer Knall folgt. Junge Menschen, die Molotowcocktails bauen, die sie gegen Panzer werfen wollen. Sie nennen es „Kampf“. „Selbstmord“ nennt das ein Armee-Oberst am Dienstag in der „ZiB2“. Vom Angriff auf den Fernsehturm in Kiew wissen wir, weil davon Videos im Netz kursieren. „Die nachfolgenden Videos beinhalten drastische Darstellungen“, warnt Twitter, bevor das Video startet. Man sieht die Leichen von ukrainischen Soldaten, die neben dem Fernsehturm blutig in den Trümmern liegen. Wohl noch nie in der Geschichte waren wir als Zuseher so nahe an einem Krieg dran wie in diesem. […] Wer heute am Geschehen dran sein will, braucht schon lange kein CNN mehr. Ein paar Social-Media-Accounts reichen völlig, um das Gefühl zu haben, aus erster Hand informiert zu werden. Aber werden wir das wirklich? Und was macht das mit uns? Ersteres kann man mit einem klarem „Ja, aber …“ beantworten. Denn nirgendwo wird so ungeniert manipuliert, getäuscht und gelogen wie auf den Sozialen Medien. Die Algorithmen dieser Dienste sorgen zudem dafür, dass es einen Wettbewerb um die grausamsten Bilder, die krassesten Geschichten und die lautesten Reaktionen gibt. Hier herrscht das Recht des Stärkeren: Besonnene Stimmen haben schon aufgrund der Bauart dieser Medien absolut keine Chance, durchzudringen. Die Sozialen Medien als Kriegsverstärker? Davon muss man, wie die Entwicklung zeigt, leider ausgehen. Auf der anderen Seite ist auch die Quellenüberprüfung so schwierig wie nie zuvor. Experten warnen vor geradezu dreisten Falschmeldungen. So wurden offenbar bereits mehrfach Videos aus dem Computer-Militärsimulationsspiel „Arma 3“ geteilt. Zu sehen: Bilder von Explosionen aus dem israelisch-palästinensischen Konflikt im Gazastreifen oder alte Aufnahmen von schwerem Beschuss und Animationen von fliegenden Flugzeugen. Diese wurden jedoch als Videos der russischen Invasion in der Ukraine dargestellt. Bei TikTok ist man darob alarmiert: „Wir beobachten die Situation genau, mit erhöhten Ressourcen, um auf aufkommende Trends zu reagieren und Inhalte zu entfernen, einschließlich schädlicher Fehlinformationen und Förderung von Gewalt“, so ein TikTok-Sprecher. Doch man versucht, dem Problem der Falschmeldungen auch mit Sperren Herr zu werden: So hat YouTube die Kanäle der russischen Staatssender RT und Sputnik europaweit gesperrt. RT und Sputnik 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 Soziale Medien − Der Tod im Häppchen-Takt Von Bernhard Baumgartner | 03.03.2022 Zwischen Katzenbildern und „Fake News“: Wie nehmen wir Kriegsberichte in den Sozialen Medien wahr? 167 Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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