Einen Essay lesen und untersuchen A11 Lesen Sie den Essay Meine Meinung über den Krieg von Albert Einstein. Markieren Sie mit einer Farbe jene Abschnitte, welche die Leserin oder den Leser direkt zum Handeln auffordern. MERKENSWERT Der Essay Ein Essay ist ein (nicht selten journalistischer) Text, der relativ frei, also ohne besonders strenge formale Richtlinien, verfasst wird. Anlässe sind meist aktuelle Themen, die die Autorin/der Autor für relevant hält, z. B. aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur oder auch Sport. Essays sind meinungsbetont und zeichnen sich durch Individualität in Sprache und Inhalt aus. Es herrscht allerdings in der Wissenschaft kein eindeutiger Konsens darüber, was tatsächlich als Essay bezeichnet werden kann – eben weil er keinen eindeutigen formalen Regeln in Aufbau und Sprache bzw. Inhalt folgt. INFOBOX: ERSTER WELTKRIEG Im Jahr 1916 tobte der Erste Weltkrieg, und nicht wenige deutsche und österreichische (damals noch als Teil der k.u.k-Monarchie) Staatsbürgerinnen und -bürger waren nicht zuletzt durch entsprechende Propaganda davon überzeugt, dass dieser Krieg notwendig bzw. sogar sinnvoll sei. 1916 legte Berlins Goethebund ein kiloschweres „vaterländisches Gedenkbuch“ auf, eine Art Poesiealbum, in dem Militärs, Politiker, Dichter, Denker und Wissenschaftler aus Deutschland und Österreich zum Krieg Stellung nahmen: „Das Land Goethes 1914–1916“. Viel martialisches Geschnarr1 und patriotisches Geplärr findet sich, doch auch sanfteres Gedankengut, oft in ein sinnreiches Goethe-Wort gekleidet. Nur wenige sprechen ihr Entsetzen offen aus, wie die Dramatikerin Elsa Bernstein (Ernst Rosmer): „Gott schuf den Tod, der Mensch den Mord.“ Nicht minder deutlich antwortete Albert Einstein; sein Beitrag ist zugleich ein leidenschaftliches Plädoyer für Europa (die hier kursiv gesetzte Passage strich er auf Einwand des Goethebundes). 1 unangenehmes Geräusch (hier: Stimme) QUELLE: http://www.zeit.de/2014/10/albert-einstein-meine-meinung-ueber-den-krieg; (abgerufen am 29.03.2016) Albert Einstein: Meine Meinung über den Krieg (1916) Die psychologische Wurzel des Krieges liegt nach meiner Ansicht in einer biologisch begründeten aggressiven Eigenart des männlichen Geschöpfes. Wir „Herren der Schöpfung“ sind nicht die einzigen, welche sich dieses Kleinods rühmen dürfen; wir werden vielmehr in diesem Punkte von manchen Tieren, z. B. vom Stier und vom Hahn, noch erheblich übertroffen. Diese aggressive Tendenz macht sich überall geltend, wo einzelne Männer nebeneinander gestellt sind, noch viel mehr aber dann, wenn verhältnismäßig eng geschlossene Gesellschaften miteinander zu tun haben. Diese geraten miteinander fast unfehlbar in Streitigkeiten, die in Zank und gegenseitigen Mord ausarten, wenn nicht besondere Vorkehrungen getroffen sind, um solche Vorkommnisse zu verhüten. Ich werde nie vergessen, welch ehrlichen Hass meine gleichaltrigen Schulgenossen gegen die 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 Thronfolger Franz Ferdinand, dessen Ermordung 1914 in Sarajevo als Auslöser für den Ersten Weltkrieg gilt 162 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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