Der Expressionismus (ca. 1905–1925) Zeitgleich zur Wiener Moderne entwickelte sich die „Ausdruckskunst“ des Expressionismus, welche vor allem in der bildnerischen Kunst von vielen Vertretern wie z. B. Wassily Kandinsky, Franz Marc, Otto Mueller oder Max Pechstein repräsentiert wurde. In der Literatur wird der Begriff für Autorinnen und Autoren, die in ihren Werken Erlebnisse darstellen wollten, verwendet. Überwiegend negative Themen wie (drohender) Krieg, Tod und Verfall waren vorherrschend. „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns“ Viele expressionistische Züge tragen die Werke Franz Kafkas (1883–1924), der in Tschechien als deutschsprachiger Schriftsteller lebte. Wir verdanken es seinem besten Freund Max Brod, dass nicht wie von Kafka selbst gewünscht, nach seinem frühen Tod all seine Werke verbrannt, sondern posthum veröffentlicht wurden. Vor allem Kafkas drei unvollendete Romane – Romanfragmente – Der Process, Das Schloss und Der Verschollene zählen zu den Werken der Weltliteratur. Berührend ist auch sein Brief an den Vater, der die schwierige Beziehung zu seinem ihm „allmächtig“ erscheinenden Vater Hermann Kafka thematisiert. Die Verwandlung Franz Kafkas autobiografisch geprägte Erzählungen setzen oft mit einer für die Betroffenen unerklärlichen Situation ein, so wie auch seine bekannteste: Die Verwandlung. Hier findet sich der junge Handlungsreisende Gregor Samsa über Nacht in einen riesigen Käfer verwandelt. Der erste Satz lautet wie folgt: „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ A25 Sehen Sie sich online das Erklärvideo Die Verwandlung to go an. Nehmen Sie ein Blatt Papier zur Hand und notieren Sie sich stichwortartig den Inhalt der Erzählung sowie Ihre Ideen, Gedanken, Gefühle beim Ansehen des Videos. A26 Anschließend besprechen Sie im Plenum, was Sie gesehen haben bzw. welche Gedanken Sie sich dazu gemacht haben. Erstellen Sie gemeinsam mit Ihrer Lehrkraft eine Mindmap, in der Sie sich über Gregors Beruf (vor der Verwandlung), seine Stellung in der eigenen Familie und die Rolle der einzelnen Familienmitglieder ebenso Gedanken machen wie über seine absolute Ohnmacht seiner Verwandlung in ein ungeheures Ungeziefer gegenüber. Ó 2xh7w6 C MERKENSWERT Expressionismus Die wachsende Vereinsamung sowie die Perspektivenlosigkeit Gregor Samsas sind typisch expressionistische Elemente, ebenso wie die Unmöglichkeit der zwischenmenschlichen Kommunikation und die damit verbundene Missdeutung des Verhaltens. Viele expressionistische Autorinnen und Autoren verarbeiteten auch Sozial- und Gesellschaftskritik in ihren Werken. Gemälde von Wassily Kandinsky 141 Literarische Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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