A16 Besprechen Sie anschließend Ihre Meinung gemeinsam mit Ihrer Lehrkraft. Wie viele Schülerinnen bzw. Schüler hätten so wie Else gehandelt, wie viele würden sich für eine andere Option entscheiden? Erstellen Sie ein einfaches Diagramm. Eine Textinterpretation überarbeiten Beim Überarbeiten geht es, wie Sie bereits wissen, nicht nur darum, Ihren Stil und Ihre Rechtschreibung oder Grammatik zu überprüfen, sondern auch darum, die Korrektheit Ihrer Interpretation des Ausgangstextes zu überprüfen. Daher sollten Sie die Möglichkeit, Ihren Text mehrmals zu lesen und zu überarbeiten, unbedingt nutzen! Nutzen Sie auch die folgende Checkliste, um Ihre zuvor verfasste Interpretation zu überarbeiten: ✓ Sind Einleitung, Hauptteil und Schluss klar erkennbar? ✓ Werden Textsorte, Autor/in und Titel genannt? ✓ Wird die Grundstruktur des Textes beschrieben? ✓ Werden rhetorische Stilmittel genannt und beispielhaft dargestellt? ✓ Werden im Text vorkommende Themen genannt und besprochen? ✓ Wird die Sprache genauer analysiert? ✓ Werden die Arbeitsaufträge ausreichend bearbeitet? ✓ Ist ein eigener Standpunkt erkennbar? ✓ Konnten epochentypische Merkmale eingeflochten werden? Konnte Hintergrundwissen zur Epoche, zum Autor bzw. zur Autorin in Ihre Interpretation miteinfließen? ✓ Wird das Präsens verwendet und sind Zitate korrekt gekennzeichnet? Textinterpretation: Fräulein Else von Arthur Schnitzler (1924) In der vorliegenden Textinterpretation geht es um einen Ausschnitt aus der Novelle Fräulein Else, verfasst als innerer Monolog 1924 von Arthur Schnitzler, einem Arzt und Autor der Wiener Moderne. Die junge Wienerin Else, die sich ohne ihre Eltern auf Sommerfrische in Südtirol befindet, soll einen dort anwesenden Freund ihres Vaters um ein Darlehen bitten, da ihre Familie sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Dorsday, der ein reicher Kunsthändler ist, willigt ein – aber nur, wenn er als Gegenleistung Else nackt sehen dürfe (Zeile 2): „Ich bin zwar kein reicher Mann (Stilmittel der Untertreibung), dann wollen wir sehen. Aber für diesmal will ich genügsam sein (nächste Untertreibung!), wie Sie. Und für diesmal will ich nichts anderes, Else als – Sie sehen.“ Else reagiert in ihren Gedanken darauf zuerst mit einer ironischen rhetorischen Frage (das Hauptstilmittel des inneren Monologs) – „Ist er verrückt? Er sieht mich doch“ (Z. 5 f.), als ihr klar wird, wie der von Dorsdays vorgeschlagene Deal zu verstehen ist. Nach langen Überlegungen, die die junge Frau immer weiter in einen lebensbedrohlichen Strudel aus Selbstzweifeln stürzen, willigt Else schließlich ein, zeigt sich Dorsday aber nicht alleine auf einer Lichtung im Wald – „das Sternenlicht wird Sie herrlich kleiden“ (Z. 54) – nackt, so wie von ihm gewünscht, sondern vor der versammelten Abendgesellschaft. Ihrer Ehre beraubt, sieht die junge Frau danach keinen anderen Ausweg mehr als den Selbstmord. Elses innerer Monolog lässt uns, charakteristisch für diese Textsorte, an all ihren Gedanken teilhaben. Man merkt sofort, wie unwohl sich die junge, doch selbstbewusste Frau („ich bin schön, wenn ich nackt bin“, Z. 9 f.) schon ab Beginn des Textausschnitts fühlt. Sie stellt gleich einige rhetorische Fragen, so wie überhaupt während der ganzen Zeit, an sich selbst, z. B. „Warum schlage ich ihm nicht ins Gesicht?“ (Z. 7 und Z. 10 f.) oder auch an Dorsday, z. B. „Nackt willst du mich sehen?“ (Z. 8 f.) oder C SCHRITT 3 136 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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