Thema „Schattenarbeit“ − sich kritisch mit einem Sachtext auseinandersetzen und daraus Informationen entnehmen Unter dem Begriff „Schattenarbeit“ wird diejenige Arbeit bzw. werden diejenigen Aufgaben verstanden, die wir als Konsumentinnen und Konsumenten bzw. als Kundinnen und Kunden selbst erledigen müssen, obwohl sie in den Dienstleistungsbereich fällt bzw. fallen. A7 Welche verschiedenen Bereiche, in denen wir selbst die Arbeit anderer an Maschinen übernehmen, spricht Christian Blees in seiner Recherche an? Erstellen Sie eine „Liste der Schattenarbeit“. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 Wie „Schattenarbeit“ Zeit stiehlt und Jobs gefährdet Von Christian Blees | 28.08.2018 Wir scannen Preisschilder, tanken und erledigen Bankgeschäfte am Rechner – der Trend zur Selbstbedienung wird Verbrauchern oft als Vorteil verkauft. Doch der Soziologe Craig Lambert zeigt, dass „Schattenarbeit“ den Kunden und auch den Arbeitnehmern schadet. Ein ganz normaler Nachmittag in einem Real Supermarkt. Es ist voll und an den Kassen haben sich Schlangen gebildet. Die Kassiererinnen tun, was sie k nnen, dennoch sind einige Kunden ungeduldig. Ihnen macht der Supermarkt ein Angebot. Etwas abseits ist ein vollautomatisches Kassensystem aufgebaut. Die Versuchung ist groß. Es sieht einfach aus und man muss nicht warten, daf r allerdings mitarbeiten und die Waren selbst einscannen. […] „Schattenarbeit“ nennt der US-amerikanische Soziologe Craig Lambert solche T tigkeiten. In seinem Buch Zeitfresser zeigt er, wie und wo Verbraucher diese unbezahlte Arbeit leisten und das auch noch als selbstverst ndlich hinnehmen. Nach anf nglichen Eingew hnungsschwierigkeiten seien wir, so Lambert, in dieser Hinsicht gewissermaßen gut dressiert: Allein durch das Ausweisen spezieller Sammelstellen f r Einkaufswagen auf Parkpl tzen k nnen Superm rkte ihre Kunden dazu bringen, ihre Wagen selbst aufzur umen. Die angestammte Kooperationsbereitschaft der meisten gut sozialisierten Erwachsenen sorgt schon daf r. Das Einscannen der Waren an der Kasse und das Zusammenr umen der Einkaufswagen seien in Sachen Schattenarbeit nur die Spitze eines immer gr - ßer werdenden Eisberges. Vorreiter und Antreiber dieser Entwicklung ist der skandinavische M belriese IKEA. Das behauptet nicht nur Craig Lambert. G nter Voss, emeritierter Professor f r Industrie- und Technik-Soziologie aus M nchen: „Die haben n mlich noch einen weiteren Schritt gemacht: nicht nur, dass man sich selbst bedient, sondern dass man die Endfertigung des Produkts – also den Aufbau des Regals oder was auch immer – bernimmt. Und eine andere Leistung ist das, was dann ganz fr h schon bei McDonald’s und inzwischen bei allen Fast-Food-Lokalen passiert: dass wir selber aufr umen oder selber von einem Tresen etwas abholen. Und meine ironische Bemerkung ist: Noch m ssen wir nicht saubermachen – aber ich warte mal drauf, dass das auch noch kommt.“ Egal, ob es sich um das Wegr umen des Geschirrs bei McDonald’s handelt, das Abheben von Bargeld in der Bankfiliale oder das Betanken des eigenen Fahrzeugs an der Zapfs ule: Soziologen sprechen davon, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten – und von uns allen nahezu unbemerkt – ein v llig neuer K ufer-Typus herausgebildet hat: der sogenannte arbeitende Kunde. Im Gegensatz zum klassischen, eher passiv agierenden K ufer ist der arbeitende Kunde bei der Produktion von G tern oder beim Erbringen von Dienstleistungen aktiv beteiligt. In Deutschland hat diese Entwicklung in den 1950er-Jahren begonnen – mit dem Aufkommen der ersten Superm rkte. „König“ Kunde bedient sich selbst Werbespot: „In West-Deutschland wird es seiner Majest t, dem Kunden, mit den neuen Selbstbedienungs-L den immer leichter gemacht. In diesem soeben in D sseldorf er ffneten Gesch ft bedienen 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 128 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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