AUF DEM WEG ZUR MATURA Thema: Gedichte interpretieren − Friedrich Hebbel: Aus der Kindheit A63 Verfassen Sie eine Textinterpretation. Lesen Sie das gekürzte Gedicht Aus der Kindheit des deutschen Schriftstellers Friedrich Hebbel (1813–1863) und bearbeiten Sie dabei folgende Arbeitsaufträge: • Fassen Sie den Inhalt des Gedichts kurz zusammen. • Analysieren Sie Struktur und Sprache sowie Stilmittel des Gedichts. • Deuten Sie die Inhalte des Gedichts auf Basis Ihrer Analyse und bewerten Sie das Vorgehen der beteiligten Figuren, insbesondere das Agieren der Mutter am Schluss. Schreiben Sie zwischen 540 und 660 Wörter und markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen. Friedrich Hebbel: Aus der Kindheit (1843) „Ja, das Kätzchen hat gestohlen, und das Kätzchen wird ertränkt. Nachbars Peter sollst du holen, daß er es im Teich versenkt!“ Nachbars Peter hat’s vernommen, ungerufen kommt er schon: „Ist die Diebin zu bekommen, gebe ich ihr gern den Lohn!“ „Mutter, nein, er will sie quälen. Gestern warf er schon nach ihr, bleibt nichts andres mehr zu wählen, so ertränk’ ich selbst das Tier.“ „Mutter, laß das Kätzchen leben, jedesmal, wenn’s dich bestiehlt, sollst du mir kein Frühstück geben, sieh nur, wie es artig spielt!“ „Nein, der Vater hat’s geboten, hundertmal ist ihr verziehn!“ „Hat sie doch vier weiße Pfoten!“ „Einerlei! Ihr Tag erschien!“ „Nachbarin, ich folg’ ihm leise, ob er es auch wirklich tut!“ Peter spricht es häm’scherweise, und der Knabe hört’s mit Wut. Ach, da ist er schon am Teiche und sein Blick, sein scheuer, schweift, ob ihn Peter noch umschleiche – ja, er steht von fern und pfeift. Jetzt, um sie recht tief zu betten, wirft er sie mit aller Macht, doch zugleich, um sie zu retten, springt er nach, als er’s vollbracht. Eilte Peter nicht, der lange, gleich im Augenblick herzu, fände er, es ist mir bange, hier im Teich die ew’ge Ruh. In das Haus zurückgetragen, hört er auf die Mutter nicht, schweigt auf alle ihre Fragen, schließt die Augen trotzigdicht. Von dem Zucker, den sie brachte, nimmt er zwar zerstreut ein Stück; doch den Tee, den sie ihm machte, weist er ungestüm zurück. Welch ein Ton! Er dreht sich stutzend, und auf einer Fensterbank, spinnend und sich emsig putzend, sitzt sein Kätzchen blink und blank. „Lebt sie, Mutter?“ „Dem Verderben warst du näher, Kind, als sie!“ „Und sie soll auch nicht mehr sterben?“ „Trinke nur, so soll sie’s nie!“ QUELLE: Hebbel, Friedrich: Gedichte. Ausgabe letzter Hand. Berlin: Hofenberg 2015. (Original-Rechtschreibung) 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 KREATIVE AUFGABENSTELLUNG A64 Sie haben in A62 auf S. 119 sogenannte Dinggedichte kennengerlernt. Überlegen Sie sich zu einem Gegenstand oder einem Tier Ihrer Wahl ein Gedicht. Halten Sie dann fest, welches Reimschema und welche Stilmittel Sie verwendet haben. 121 Schreiben üben Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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