Eine Textinterpretation überarbeiten A31 Bewerten Sie die folgende Textinterpretation zu Theodor Storms Sturmnacht nach folgenden Kriterien und schreiben Sie ein professionelles Feedback zum Text (180–230 Wörter). Sind Einleitung, Hauptteil und Schluss erkennbar? Werden Textsorte, Autor/in, Titel und Thema im Basissatz genannt? Wird die Grundstruktur des Textes beschrieben? Werden rhetorische Stilmittel genannt und Beispiele gegeben? Wird die Sprache genau analysiert? Werden die Arbeitsaufträge ausreichend bearbeitet? Können die getroffenen Aussagen mit entsprechenden Passagen aus dem Text belegt werden? SCHRITT 3 Gedichtinterpretation zu Theodor Storms Sturmnacht Das Gedicht Sturmnacht des deutschen Schriftstellers Theodor Storm, welches 1849 erschienen und dem Realismus zuzuordnen ist, handelt, wie auch der Titel verrät, von einer Sturmnacht. Erst erfährt man etwas über den rauschenden Wind, der vom Wald herkommt. Ein Perspektivenwechsel führt in das Innere des Hauses, an dem der Wind rüttelt und reißt. Die mächtige Kraft des Sturms, der die Bäume im Wald zum Wanken bringt, lässt das Innere des Hauses aufleben. Die Holzmöbel und Vertäfelungen knarzen und ächzen im Wind. Ein Ende findet die stürmische Erzählung in der vierten Strophe (Z. 37–47), denn ein erneuter Perspektivenwechsel führt in ein „behagliches Zimmer“ (Z. 38), in dem Erwachsene, von der Wetterlage unberührt, miteinander plaudern. Zeitgleich erfahren wir, dass sich in einer Kammer Kinder, die sich offensichtlich vor dem Sturm fürchten, unter Decken verstecken (Z. 47). Das Versmaß des Gedichts ist unstet und es gibt keinen einheitlichen rhythmischen Takt, was schon ein Blick auf den Aufbau des Gedichts vermuten lässt. Es finden sich umfassende Reime (z.B. Z. 1–4), Kreuzreime (Z. 11–14) und Paarreime (Z. 8 f.) im Text. Die Sätze sind eher lang und ziehen sich über mehrere Verse. Mithilfe einiger Personifikationen, dem vorrangigen Stilmittel im Text, wird in diesem Gedicht der Eindruck erzeugt, dass durch das Eintreten des Sturms, welcher selbst personifiziert wird, alle Möbel und Einrichtungsgegenstände eines Hauses zu leben beginnen. Durch die Beschreibung des „schwatzenden“ (Z. 8) Windes, der durch die Fenster „neugierig“ (Z. 35) einen Blick in das Innere des Hauses erhaschen will, wird der Eindruck erweckt, der Sturm setze seine Handlungen bewusst. Auch die Möbel erhalten menschliche Charakterzüge: Sie recken und strecken sich (Z. 21 und 22), Laden wollen drängend Schlösser sprengen (Z. 24) und der Eichenschrank zuckt und regt sich (Z. 28). Erzählt wird aus der Sicht eines auktorialen Erzählers, der mehrere Perspektivenwechsel zulässt. Einerseits erhält man einen Blick auf den im Wald wütenden Sturm, andererseits wird das Innere des Hauses beschrieben. Durch einen weiteren Wechsel erfährt man von den „Alten“ (Z. 40), also den Erwachsenen, die ruhig in der Stube sitzen, aber auch von den Kindern, die „mit Schrecken“ (Z. 46) unter ihre Decken schlüpfen. Der allwissende Erzähler scheint den Sturm aus der Sicht der Kinder zu beschreiben, welche aufgrund des Tobens und Wütens des Sturms verängstigt sind. Gerade die vielen Personifikationen lassen darauf schließen, dass hier eine Schilderung der Ereignisse aus Kindersicht stattfindet, weil „das Sehen bzw. Hören unwirklicher Gestalten“ vorrangig etwas Kindliches ist. Auch Beschreibungen wie „verzauberte Holz“ (Z. 11) und „finsterer Koloß“ (Z. 26) sowie der Vergleich der Fledermäuse mit kleinen Gespenstern (Z. 33) lesen sich wie eine Beschreibung eines Kindes. Die unregelmäßigen Hebungen und Senkungen im Gedicht, die verschiedenen Reimschemata und die langen, durch die Verse unterbrochenen, Sätze erwecken den Eindruck von Lebendigkeit und Unruhe und machen „Die Sturmnacht“ so eindrucksvoll zu lesen. Der Autor Storm scheint Sprache und Inhalt des Gedichtes einander angepasst zu haben. Auch seine Verse peitschen wütend wie der Wind, heben und senken sich wie die Äste im Sturm. In meinen Augen handelt es sich hierbei um ein Gedicht, das gelesen und gehört werden muss, um die „fetzende und stürmische“ Sprache zur Geltung zu bringen. 107 Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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