Eine Diskussion 66 führen Bei dieser Diskussionsform sprechen sechs Personen sechs Minuten lang zu einer möglichst präzise formulierten (strittigen) Frage, um entweder a) unterschiedliche Standpunkte kennenzulernen oder um b) einen eindeutigen Standpunkt zu formulieren. Die Diskussionsleiterin/Der Diskussionsleiter gibt eines der beiden Ziele vor. Vor dem Gespräch in der Gruppe haben alle Teilnehmerinnen/Teilnehmer sechs Minuten lang Zeit, einen eigenen Standpunkt vorzubereiten. Die Gruppenergebnisse können für Stellungnahmen o. Ä. genutzt werden. A4 Ist die Absage der Lesung von Lisa Eckhart beim Harbor Front Literaturfestival gerechtfertigt? Führen Sie eine Diskussion 66 durch. Machen Sie die Gruppenergebnisse in einem gemeinsamen Dokument (online oder in der Klasse) sichtbar. Was ist also Meinungsfreiheit? In erster Linie richten sich die Bestimmungen zur Meinungsfreiheit gegen den jeweiligen Staat, das bedeutet, dass niemand wegen seiner politischen oder persönlichen Meinung belangt werden darf. In Österreich wird die Meinungsfreiheit, anders als in anderen Staaten, durch das Verbotsgesetz 1947 (z. B. Verbreitung von nationalsozialistischen Inhalten oder Ideen) eingeschränkt. Darüber hinaus muss stets beachtet werden, ob man wirklich „nur“ seine Meinung äußert. Eine Aussage, die eine falsche Tatsache wissentlich wiedergibt (Lüge), ist nicht von der freien Meinungsäußerung gedeckt. Ebenso ist es nicht zulässig, gegen bestimmte Personen oder Personengruppen zur Gewalt aufzurufen (Verhetzung). Was man allerdings aushalten muss: Von der Meinungsfreiheit sehr wohl gedeckt ist, dass jemand eine andere Meinung haben kann als Sie selbst. Eine Person, die Ihnen widerspricht, schränkt Sie nicht in Ihrer Meinungsfreiheit ein. „Anders, als wir das gelegentlich hören, ist es in einem Land mit Meinungsfreiheit selten schwierig oder gar „mutig“, eine Meinung zu äußern. Wichtig ist es trotzdem.“1 C 44 46 48 50 nenden Doppellesung dadurch aufzulösen, dass man Eckhart einen Soloabend geben wollte. Der Veranstalter[…] jedoch weigerte sich dann, den Abend mit Eckhart abzuhalten. Die Begründung war, man fürchtete, in dem „bekanntlich höchst linken Viertel“ könne es zu Protesten gegen den Auftritt kommen. Der Spiegel zitierte aus einem internen Mailverkehr, der Nochtspeicher könne die „Sicherheit der Besucher und der Künstlerin“ nicht gewährleisten. Und: „Wir haben in den letzten Tagen bereits aus der Nachbarschaft gehört, dass sich der Protest schon formiert.“ Die Organisatoren des Festivals kontaktierten daraufhin offenbar Eckhart mit der Bitte, sich aus dem Wettbewerb zurückzuziehen. Das lehnte diese angeblich ab. Daraufhin lud das Festival sie aus. […] QUELLE: https://www.zeit.de/kultur/literatur/2020-08/lisa-eckhart-comedian-cancel-culture-hamburg; (abgerufen am 20.12.2021) 52 54 56 58 INFOBOX Lisa Eckhart heißt eigentlich Lisa Lasselsberger und ist eine österreichische Schriftstellerin, Poetry-Slammerin und Kabarettistin. Ihr künstlerisches Werk wird regelmäßig durch Preise gewürdigt und ist teilweise Gegenstand kontroverser Diskussionen, weil es angeblich die Grenzen der politischen und gesellschaftlichen Korrektheit auslotet. Auch ihr erster Roman Omama rief gemischte Reaktionen hervor, sowohl in sprachlicher als auch in inhaltlicher Hinsicht. Cancel Culture: Angebliches oder tatsächliches bzw. subjektiv wahrgenommenes Fehlverhalten prominenter Personen hat einen Aufruf zum Boykott dieser Menschen zur Folge. Sie werden dann von Veranstaltungen ausgeladen oder ihre eigenen Auftritte werden abgesagt (engl. „to cancel“ = absagen). 1 Volker Kitz: Das wird man doch wohl mal sagen dürfen – oder? – In: Der Spiegel Online 2016. 10 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=