sprachreif 2, Schülerbuch

zugrunde liegt die Hoffnung auf eine Welt, in der Jugendliche sich auf Wesentliches konzentrieren können, ohne dabei Schönheitsidealen entsprechen zu müssen. Lesen Sie den Kommentar und markieren Sie Stellen, die als ironisch zu identifizieren sind. Diskutieren Sie, wie gelungen Sie den Kommentar finden und was Sie von den Aussagen der Redakteurin halten. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 Heidi Klum wird in der Hölle schmoren, das war […] schon klar. Allein wegen der Gnadenlosigkeit, mit der sie in ihren militärisch geführten Modelcamps auf den zarten Seelen ganzer Generationen vonMädchen herumtrampelt. Von den verletzlichen Seelen hunderttausender Fangirls vor den Bildschirmen gar nicht zu reden. Doch Klums neue moralische Monstrosität, ihre gerade einmal 16-jährige Tochter neben sich auf dem neuen Cover der Vogue zu präsentieren, stellt das alles in den Schatten. Es war ein meisterhafter Mediencoup, mit dem die „Modelmama“ das Mädchen in den letzten Monaten stückchenweise präsentiert hat: mit Mundschutz, das Gesicht abgewandt oder halb verborgen hinterm Handy, dabei das Dekolleté dramatisch in Szene gesetzt – buchstäblich wie ein Schmuckstück, das man unter dem langsam gelüpften Tuch hervorblitzen lässt, um es nach solchem Spannungsaufbau mit garantiertem Knalleffekt zu enthüllen. Letzter Tabubruch Und nein, das ist keine findige Indienstnahme medialer Spielregeln durch eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die einzig den Karrierechancen ihrer Tochter dient. Selbstbestimmung, my ass! Es ist stattdessen der letzte Tabubruch, mit dem die kapitalistische Kunstfigur Klum nun auch noch die Haut des eigenen Kindes zu Markte trägt. […] Sich über die narzisstische Instrumentalisierung einer Minderjährigen zu empören und zum tausendsten Mal die feministische Klum-Kritik auszupacken ist freilich nicht sehr originell. […] Schließlich haben wir uns längst zur queer-feministischen Bodypositivity weiterbewegt, die sich bestens mit Glitzerstrapsen und viel Lidschatten verträgt. […] Kritik an Beautyregimen, die immer rigider und brutaler werden, muss aber trotzdem sein. […] Der Druck auf Mädchen und junge Frauen, den eigenen Körper zu kontrollieren und unablässig weiter zu optimieren, wird stetig größer. […]. Diese Objektifizierung ist für das Selbstbild gerade junger Menschen fatal. Es läge in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung, entschlossen gegenzusteuern […]. Derweil sind es eben die Eltern, die ihre Kinder so gut es eben geht schützen müssen. Doch auch die Mütter […] stehen mit ihren Körpern auf Kriegsfuß. Dieser, meiner, Generation sitzt der Wunsch, gut auszusehen, so tief in den Knochen, wir werden uns vermutlich bis zuletzt noch um das Doppelkinn bei der Aufbahrung sorgen, statt dem Leben noch ein wenig Süße abzutrotzen. Deswegen ist es so besonders schwer, unseren Töchtern diese simple Wahrheit zu vermitteln: Ihr schuldet niemandem Schönheit. Last nehmen Wir sollten uns um diese Vermittlung aber zumindest ehrlich bemühen, statt mit ihnen bereits im Volksschulalter übers Abnehmen zu sprechen oder beim Kinderturnen abfällig „die Plumpheit“ der eigenen vierjährigen Tochter zu kommentieren (alles schon erlebt). Der Berg an politischen Problemen, den wir unseren Kindern hinterlassen, ist gewaltig. Nicht zuletzt werden sie die Welt vor dem Klimakollaps retten müssen. Nehmen wir doch bitte zumindest die Last von ihnen, sich dabei auch noch Gedanken machen zu müssen, wie ihr Hintern in der neuen Hose aussieht. QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000122561957/ihr-schuldet-uns-eure-schoenheit-nicht; (abgerufen am 28.01.2021) 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 Ihr schuldet uns eure Schönheit nicht Von Lea Susemichel | 17.12.2020 Feminismus ist zwar ein Trendthema, und doch wird durch Beauty-Tutorials auf Tiktok, Instagram oder Youtube der Druck auf Mädchen immer größer. Mütter sind oft kein Vorbild […] 85 Sprachreflexion Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=