Der Humanismus zielte darauf ab, dass Menschen in Bezug auf ihre Menschlichkeit „Bildung“ erhielten und brachte belehrende und moralisierende literarische Formen hervor. Zugleich sollten diese unterhalten und den Menschen Hoffnung geben. Viele Autoren glaubten, dass die Gesellschaft mittels amüsanter Geschichten leichter zu beeinflussen wäre. Daher findet man in dieser Epoche viele Fabeln, Gedichte und Erzählungen, die sich mit dem (nicht immer fehlerfreien) menschlichen Verhalten beschäftigen. A38 Lesen Sie den Textauszug aus Hans Sachs’ Das Schlaraffenland. Diskutieren Sie in Partnerarbeit folgende Leitfragen: Wer ist im Schlaraffenland erfolgreich? Nach welchen „Regeln“ funktioniert das Schlaraffenland scheinbar? Wie gelangt man dorthin? Erscheint das Schlaraffenland als ein begehrenswertes Ziel? Hans Sachs: Das Schlaraffenland (1530) Eine Gegend heißt Schlaraffenland, den faulen Leuten wohlbekannt; die liegt drei Meilen hinter Weihnachten. Ein Mensch, der dahinein will trachten, muß sich des großen Dings vermessen und durch einen Berg von Hirsebrei essen; der ist wohl dreier Meilen dick; alsdann ist er im Augenblick im selbigen Schlaraffenland. Da hat er Speis und Trank zur Hand; da sind die Häuser gedeckt mit Fladen, mit Lebkuchen Tür und Fensterladen. Um jedes Haus geht rings ein Zaun, geflochten aus Bratwürsten braun; vom besten Weine sind die Bronnen, kommen einem selbst ins Maul geronnen. An den Tannen hängen süße Krapfen wie hierzulande die Tannenzapfen; auf Weidenbäumen Semmeln stehn, unten Bäche von Milch hergehn; in diese fallen sie hinab, daß jedermann zu essen hab. Auch schwimmen Fische in den Lachen, gesotten, gebraten, gesalzen, gebacken; die gehen bei dem Gestad so nahe, daß man sie mit den Händen fahe. Auch fliegen um, das mögt ihr glauben, gebratene Hühner, Gäns’ und Tauben; wer sie nicht fängt und ist so faul, dem fliegen sie selbst in das Maul. Die Schweine, fett und wohlgeraten, laufen im Lande umher gebraten. Jedes hat ein Messer im Rück’; damit schneid’t man sich ab ein Stück und steckt das Messer wieder hinein. Käse liegen umher wie die Stein. Ganz bequem haben’s die Bauern; sie wachsen auf Bäumen, an den Mauern; sind sie zeitig, so fallen sie ab, jeder in ein Paar Stiefel herab. Auch ist ein Jungbrunn in dem Land; mit dem ist es also bewandt: wer da häßlich ist oder alt, der badet sich jung und wohlgestalt’ Bei den Leuten sind allein gelitten mühelose, bequeme Sitten. So zum Ziel schießen die Gäst’, wer am meisten fehlt, gewinnt das Best; im Laufe gewinnt der Letzte allein; das Schlafrocktragen ist allgemein, Auch ist im Lande gut Geld gewinnen: wer Tag und Nacht schläft darinnen, dem gibt man für die Stund’ einen Gulden; wer wacker und fleißig ist, macht Schulden. QUELLE: https://www.projekt-gutenberg.org/sachs/gedichte/chap001.html; (abgerufen am 25.02.2021) A39 Überlegen Sie, was der Zweck einer solchen Darstellung sein könnte. Formulieren Sie die von Ihnen vermutete Intention des Autors in vier bis fünf Sätzen. Pieter Bruegel: Das Schlaraffenland (1567) B 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 77 Literarische Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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