A11 Wolfgang Amadeus Mozart war eine jener Persönlichkeiten, die man meist als „Genies“ bezeichnet. Überlegen Sie, welche Eigenschaften solche Menschen auszeichnen. Formulieren Sie davon ausgehend eine Definition des Begriffs „Genie“ in wenigen Sätzen. A12 Lesen Sie den folgenden Ausschnitt aus der Kolumne des Violinisten Daniel Hope und die Definition eines Genies von Friedrich Schiller. Vergleichen Sie die (vermutlich) unterschiedlichen Zugänge aus A11 und aus den beiden Textausschnitten. 2 4 6 8 10 12 14 […] Natürlich war Mozart ein Genie – eines der größten, das die Menschheit je erlebt hat; so überwältigend, dass ich vor ihm auf die Knie fallen würde, könnte ich ihm begegnen. Aber er war auch ein Mensch mit Stärken und Schwächen, mal bis zum Extrem übermütig und ausgelassen, mal zu Tode betrübt und verzagt. Obendrein war Mozart alles andere als ein angepasster, braver Typ. Er hatte seinen eigenen Kopf und legte sich oft mit seinen Vorgesetzten und der gesellschaftlichen Elite an. Kriecher und Schleimer waren ihm verhasst, und für Kollegen, die sich ihr künstlerisches Selbstbewusstsein abkaufen ließen, um von der Obrigkeit gelitten zu sein, hatte er nur Verachtung übrig. In gewisser Weise war er ein Spieler, der kein Risiko scheute und alles auf eine Karte setzte. Dass Mozart dabei solche Musik schreiben konnte, macht das Wunder für mich überhaupt erst komplett. Warum erwähne ich das? Weil man von alledem keine Ahnung bekommt, wenn man seine himmlische Musik zum ersten Mal hört. Sie klingt einfach „schön“, aber im Hintergrund schwingen seine Einstellung zum Leben, sein Temperament, seine Charaktereigenschaften und seine Gefühle immer mit. Plötzlich entdeckt man den unverkennbaren mozartschen Charme und Witz, seine Spielfreude, seine Ironie. Und seine Gefährlichkeit. […] QUELLE: https://www.cicero.de/kultur/wolfgang-amadeus-mozart-daniel-hope-schwaechen-staerken-einen-helden/53643; (abgerufen am 27.01.2021) 16 18 20 22 24 26 Jähzorniger Meister – Stürzt den Mythos Mozart! Von Daniel Hope | 16.03.2013 Friedrich Schiller: Über naive und sentimentalische Dichtung (1795) Naiv muss jedes wahre Genie sein, oder es ist keines. Seine Naivität allein macht es zum Genie […]. Die verwickeltsten Aufgaben muss das Genie mit anspruchloser Simplizität und Leichtigkeit lösen; das Ei des Columbus gilt von jeder genialischen Entscheidung. Dadurch allein legitimiert es sich als Genie, dass es durch Einfalt über die verwickelte Kunst triumphiert. Es verfährt nicht nach erkannten Prinzipien, sondern nach Einfällen und Gefühlen; aber seine Einfälle sind Eingebungen eines Gottes (alles, was die gesunde Natur tut, ist göttlich), seine Gefühle sind Gesetze für alle Zeiten und für alle Geschlechter der Menschen. QUELLE: Friedrich Schiller: Über naive und sentimentalische Dichtung. Stuttgart: Reclam 2002. S. 12. INFOBOX Naivität: hier: vereinfacht ausgedrückt, die Verbundenheit mit der Natur, vgl. kindliche Naivität als Ausdruck von Unschuld Simplizität: Einfachheit Einfalt: hier: das ungekünstelte Zusammenwirken von einzelnen Aspekten eines Kunstwerks 2 4 6 8 163 Mündliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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