2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 In der Krise beweist sich bekanntlich der Charakter von Menschen, und in manch schwierigen Zeiten werden auch gesellschaftliche Machtverhältnisse deutlich. Dass immer noch Männer in überwiegender Zahl an den Tischen sitzen, wo die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden, veranschaulicht die Corona-Krise: Sie teilen als Experten ihre Einschätzungen, verkünden als Minister die Beschlüsse ihrer meist männlich besetzten Regierungen, pflegen im Homeoffice ihre Karriere weiter. Auch in Österreich, wo die Regierung noch nie so viele weibliche Mitglieder hatte wie jetzt, bleibt das Krisenmanagement weitgehend in männlicher Hand. Über vier Monate nach Verkündung der ersten drastischenMaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus offenbart sich immer deutlicher, was es bedeutet, wenn Personen, die über Heimarbeit und Ausgangssperren entscheiden, mehrheitlich Männer sind. Absehbare Krise für Frauen Die Konsequenzen daraus, dass Perspektiven und Probleme von Frauen fehlen, zeigen sich immer deutlicher: Sie kümmert sich vermehrt um die unbezahlte Hausarbeit und Kinderbetreuung und arbeitet in Teilzeit. Er ist hingegen in erster Linie für das Familieneinkommen zuständig. Alleinerziehende machen alles und müssen sich deshalb auf Kinderbetreuungseinrichtungen oder Tagesmütter verlassen, was in den vergangenenMonaten nur bedingt möglich war – und sich angesichts weiter ansteigender Infektionszahlen künftig weiterhin schwierig gestalten dürfte. Zudem sind es mehrheitlich Frauen, die aufgrund ihrer Arbeit einem höheren Risiko ausgesetzt sind, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. In der Europäischen Union sind rund 80 Prozent der Beschäftigten imGesundheitssektor weiblich. Auch Angestellte im Supermarkt, Putz- und Pflegekräfte sind zum großen Teil Frauen. Bereits jetzt stehen Frauen am Ende eines Arbeitslebens mit 42 Prozent weniger Pension da als Männer, wie die am Donnerstag präsentierten „Equal Pension Day“-Berechnungen zeigen. Doch selbst mit den kleinen Schritten der vergangenen Jahrzehnte in Richtung Gleichberechtigung, die die geschlechterspezifische Arbeitsteilung mit all ihren finanziellen Nachteilen für Frauen etwas aufweichen, könnte es nun vorbei sein. Bedroht sind die ohnehin nur kleinen Erfolge, sei es beim Schließen der Lohnschere oder der Einbindung der Väter in die Kinderbetreuung. Die Weichen für den Rückwärtsgang seien durch die Krise schon gelegt, befürchten Arbeitsmarktexpertinnen und Frauenrechtlerinnen. Neue alte Probleme Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen belegen, dass Frauen stärker von Corona-bedingter Arbeitslosigkeit betroffen sind, vor allem jene in der Dienstleistungsbranche oder im Sozialbereich: Friseurinnen und Kosmetikerinnen etwa trifft es direkt, wenn sich die Kundschaft aus Angst vor Ansteckungen nicht in ihre Geschäfte traut, wenn Hochzeiten und andere Veranstaltungen abgeblasen werden. In den sogenannten Frauenbranchen fallen die Löhne ohnehin niedriger aus, oft werden dort nur Teilzeitstellen angeboten. Dass sich die Jobsuche für Menschen mit Betreuungspflichten nicht immer einfach gestaltet, kommt da noch erschwerend hinzu. All dem gegenzusteuern dürfte sich schwer gestalten, dafür mangelt es offenbar an politischem Willen. Immerhin waren die frauenspezifischen Probleme der Corona-Krise schon zuvor allgemein bekannt – und wurden trotzdem nicht gelöst. 1. Männer managen die Krise Zwar holte Bundeskanzler Sebastian Kurz so viele Frauen in sein Regierungsteam wie kein ÖVP-Chef zuvor, in der Krise haben diese aber relativ wenig zu sagen. Frauenministerin Susanne Raab fiel zuletzt Folgen der Krise für Frauen: Zurück in die Zukunft Von Anna Giulia Fink, Beate Hausbichler | 01.08.2020 In der Pandemie gilt die Arbeit von Frauen als unverzichtbar. Dennoch sind sie die Verliererinnen, wenn es um Bezahlung, Arbeitsbedingungen und familiäre Aufgaben geht. 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 137 Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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