2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 Friedrich Dürrenmatts 1961 geschriebenes Drama Die Physiker handelt davon, dass die Erde ein kostbarer, schützenswerter, aber auch sehr gefährdeter Ort ist. […] Für den Besucher dieses Dramas im Düsseldorfer Schauspielhaus […] ist es hilfreich, über Handlung und Hintergründe dieses „verworrenen“ Dramas vorab informiert zu sein. Die spannende Inszenierung erfordert Abstraktionsvermögen. Wohl dem, der Die Physiker schon in der Schule gelesen, gelernt hat und auch dem, der wegen aktueller Lehrpläne an seinem Gymnasium, diese plastische Produktion für sich nutzt. Das Stück laut Untertitel als „Komödie in zwei Akten“ zu nennen, ist ein Einfall, über den sich Dürrenmatt sicher selbst am meisten amüsiert hat. Denn die „Botschaft“ dieses Stückes hat nichts Komödiantisches, sie ist zutiefst pessimistisch. Die Inszenierung von Regisseur Robert Gerloff setzt schon vor Beginn der eigentlichen Handlung Zeichen: eine Video-Show zeigt ein Potpourri von Experimenten an Ratten und Affen ergänzt durch Atomversuche und führt demZuschauer so vor Augen, was die Zukunft, insbesondere die Wissenschaft, für uns Menschen bereithält. […] Im Schauspielhaus Düsseldorf spielt die Handlung, eine Irrenanstalt andeutend, zwischen weißenWänden, auf denen beständig Fotos oder Videos gezeigt werden. Hier leben die drei Physiker, die nacheinander ihre geliebten Pflegerinnen meucheln. Die Polizei ist mit dem Geschehen überfordert, von Thiemo Schwarz als Kriminalinspektor Voß durch seine Tapsigkeit überzeugend und sympathisch dargestellt. Doch um diese Morde geht es denn auch in diesem Drama nur am Rande: die Patienten sind gesund, sie scheinen nur verrückt: den Physikern geht es in Wirklichkeit um den Besitz der ultimativen, alles beherrschenden Welt-Formel. Der Physiker Möbius (Kilian Ponert) hat diese Weltformel entwickelt. Die beiden anderen Physiker nennen sich Einstein (Cathleen Baumann) und Newton (Rainer Philippi), sie täuschen ihre Krankheiten vor, um Möbius im Auftrag ihrer Geheimdienste seine Formel abzujagen. Die Welt-Formel ist Symbol für die Mutter aller Formeln: Mit ihr lässt sich die Welt beherrschen. Möbius bemüht sich nach Kräften die Welt-Formel zu zerstören; dann kann nicht missbraucht werden. […] Aber alles ist vergebens. Die Leiterin der Anstalt, die Irrenärztin Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd, kaltherzig überzeugend gespielt von Claudia Hübbecker, hat sich längst der Unterlagen bemächtigt und ist bereits dabei, ein Weltimperium aufzubauen. Die scheinbaren Irren, die Physiker, sind nicht länger mehr Patienten, sie werden zu todgeweihten Gefangenen einer machtbesessenen Welt-Herrin: Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd. Das Publikum dankte der Regie und dem Ensemble mit langem Applaus. QUELLE: https://www.ioco.de/2021/10/20/dusseldorf-dusseldorfer-schauspielhaus-die-physiker-friedrich-durrenmatt-ioco-kritik-20-10-2021/; (abgerufen 08.03.2022) 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 DIE PHYSIKER – Friedrich Dürrenmatt Von Rainer Maaß | 20.10.2021 Die Jagd nach der Welt-Formel – Drama, Trauma, Komödie? Die Theaterkritik Theaterkritiken informieren die Leserschaft nicht nur über die Inhalte und Formulierung des Erzählten, sondern sind noch um den Aspekt der Darstellung erweitert. Das heißt, sie beziehen auch die Leistung der Regisseurin oder des Regisseurs, der Schauspielerinnen und Schauspieler, die Bühnengestaltung, die Beleuchtung oder die musikalische Gestaltung mit ein. Gerade bei klassischen Stücken, die ganz neu interpretiert werden, ist dieser zusätzliche Aspekt oft der entscheidende. A19 Lesen Sie die folgende Rezension über das Theaterstück Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt. Markieren Sie im Text, wo das Geschriebene eindeutige subjektive Wertungen enthält. A20 Erläutern Sie Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner, ob Sie nach dem Lesen dieser Rezension das Stück ansehen würden oder nicht. Begründen Sie Ihre Entscheidung. B 132 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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