sprachreif - Deutsch Oberstufe, Schülerbuch

Einen Leserbrief überarbeiten A27 Betrachten Sie den Cartoon und lesen Sie den folgenden Leserbrief. • • Worin besteht die Komik des Cartoons? • • Welches gesellschaftliche Phänomen wird kritisiert? • • Würde man ohne den Kommentar den Cartoon auf eine andere Weise interpretieren? Auf welche? Salzburg, 30. November 2020 Betrifft: Cartoon von Gerhard Haderer Sehr geehrte Damen und Herren! Der durch den erhobenen Mittelfinger ziemlich provokante Cartoon von Gerhard Haderer, der sich auf die „wachsenden Touristenhorden“ bezieht, die mit Selfie-Sticks bewaffnet durch unsere schönen Lande ziehen, ist selbstverständlich eine Übertreibung. Es ist klar, dass eine solche Darstellung übertreiben muss. Es ist aber nicht klar, ob diese Übertreibung auch als solche verstanden wird. Die mit ihren Smartphones die österreichische Berglandschaft fotografierenden Touristen stellen einen wesentlichen Faktor für unsere Wirtschaft dar. Man darf nicht vergessen, dass viele Arbeitsplät- ze in Österreich davon abhängen, ob und wie viele Reisende im Sommer wie im Winter nach Öster- reich kommen, um hier Urlaub zu machen und die zahlreichen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Auf diese Einnahmequelle zu verzichten, wäre ein großer Schaden. Viele Fremdenverkehrsbetriebe wie Hotels oder Skilifte müssten, wenn die Touristen ausblieben, zusperren und Angestellte entlassen. Dann hätten wir zwar keine Touristenhorden mehr, aber dafür Horden an Arbeitslosen. Widerstand gegen Touristen zu leisten ist also der falsche Ansatz. Selbstverständlich ist es nicht wünschenswert, dass unsere Natur unter zu großem Andrang leidet oder dass unsere Städte so verstopft sind mit Reisebussen, dass nicht einmal mehr die öffentlichen Verkehrsmittel weiterkom- men. Viel besser wäre es hingegen, ein System zu schaffen, das die Touristenströme lenkt. Das hätte erstens den Vorteil, dass Natur und Städte nur so vielen Touristen zur Besichtigung zur Verfügung stehen, wie es angebracht ist, und zweitens würde dies dazu führen, dass sich die Touristen selbst wohler fühlen – denn wer möchte denn im Urlaub vor lauter Menschenmassen nichts mehr sehen? Ich denke, es ist nun die Politik am Zug: Klare Regeln und Richtlinien wird es leider brauchen, um zu verhindern, was Gerhard Haderer überspitzt darstellt. Denn ein Widerstand aus der Bevölkerung wird nur zu Konflikten führen, nicht zu Lösungen. Es ist also das zuständige Ministerium gefordert, mit Regeln einzugreifen, um einem wichtigen Wirtschaftszweig in Österreich nicht die Grundlage zu entziehen. Wenn nämlich die Gastfreundschaft in Österreich schlechter werden sollte, kann dies weitreichende Folgen haben. Mit freundlichen Grüßen Friedrich Joachim Maler SCHRITT 3 A28 Überprüfen Sie, ob Herr Maler seinen Leserbrief nach den wesentlichen Kriterien verfasst hat. Machen Sie gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge. • • Hat Herr Maler auf den Inhalt des Cartoons Bezug genommen? • • Hat Herr Maler einen Übergang geschafft, der über den Inhalt des Cartoons hinausgeht? Hat er einzelne Aussagen des Cartoons erweitert/eingeschränkt? • • Ist Herrn Malers eigene Meinung erkennbar? Hat er diese argumentativ ausformuliert? Kann man einen Appell erkennen? 56 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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