sprachreif - Deutsch Oberstufe, Schülerbuch

Trank für sich hernehmen sollten. Da sprach der Vater: „Ich will hinausgehen in die weite Welt und eine Arbeit suchen, die uns drei Male am Tage satt macht!“ Das Mütterchen, schon schwach von den Entbehrungen, verspürte nicht mehr die Kraft, ihren geliebten Ehemann zurückzuhalten. So entfernte sich der Mann eines Nachts weit von seiner Familie. Da kam er, nachdem er drei Tage und drei Nächte lang gewandert war, an einen großen, steinernen Brunnen. Es dürstete ihn sehr, und so beugte er sich über das sprudelnde kalte Wasser. Doch jedes Mal, wenn er trinken wollte, wich das Wasser vor ihm zurück. „Welcher Zauber hat diesen Brunnen verflucht?“, polterte der Vater. Da kam hinter dem Brunnen ein Zwerglein hervor, das sprach: „Ei, willst an dem Wasser du dich laben, musst du einen Taler haben. Gibst du keinen Taler mir, packt dich Durst für Vier!“ Alles Bitten und Flehen des Vaters half nichts – das hinterlistige Zwerglein ließ ihn nicht trinken. So zog der Vater weiter und kam in einen dunklen Wald. Dort erblickte er hinter einem Busch ein kleines Licht. Es war eine zierliche Fee, angebunden und ganz und gar erbarmungswürdig gefesselt an die Äste. „Befreie mich von meinen Qualen, und du wirst drei Wünsche frei haben!“, sprach die Fee zum Vater. Der Vater befreite rasch das Zauberwesen. „Ein kleiner böser Kobold hat mich gefangen, um von mir Wünsche zu erpressen!“, erklärte die Fee. Der Vater freute sich, dass er nun drei Wünsche frei hatte: „Erstens wünsche ich mir, dass meine Familie nie wieder in Armut leben wird müssen. Zweitens wünsche ich mir, dass der böse Kobold nie wieder einem dürstenden Wanderer die Labung an dem Brunnen versagen darf. Und drittens wün­ sche ich mir, dass mein Bübchen ein langes und schönes Leben führen darf.“ „So sei es“, sprach die kleine Fee, und alle Wünsche gingen in Erfüllung. Der Vater kehrte zu seiner Familie zurück, und siehe da, die kleine Hütte war zu einem riesigen Schloss geworden, in dem es der Familie an nichts fehlte. Und so lebten sie dort glücklich bis an ihr Lebensende. Der Einstieg ist gut gelungen. Die verwendete Sprache entspricht zu einem großen Teil der Textsorte. Sehr gut sind der Reim und die besonderen Zahlen eingebaut. Der Höhepunkt allerdings ist meiner Meinung nach zu kurz ausgefallen. Die Aufgabe für den Vater, die Fee zu befreien, sollte schwieriger oder anspruchsvoller sein. Außerdem erfährt man nicht, was mit dem bösen Kobold passiert. Am Ende hatte ich den Eindruck, dass dir die Lust am Schreiben verloren gegangen ist, weil der Schluss zu hastig kommt. Der Titel deines Märchens nimmt Bezug auf die Fee. Daher würde ich entweder diese Figur noch ausbauen oder einen anderen Titel wählen. Ein Märchen modernisieren A33 Lesen Sie das Märchen einer Mitschülerin/eines Mitschülers. Stellen Sie fest, welche Elemente man modernisieren könnte, also in die Gegenwart übertragen könnte. Sie können die Einleitung, die als Beispiel angeführt ist, verwenden, oder einen eigenen Einstieg verfassen. Es war einmal ein Königssohn, der bekam Lust, in der Welt umherzuziehen, und nahm niemand mit als einen treuen Diener. Eines Tags geriet er in ei- nen großen Wald, und als der Abend kam, konnte er keine Herberge finden und wusste nicht, wo er die Nacht zubringen sollte. QUELLE: Grimm, Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Hrsg. v. Heinz Rölleke. Frankfurt/Main: Dt. Klassiker Verlag 1985. Es war einmal das Söhnchen eines reichen Vorstandsvorsitzenden, das große Lust darauf hatte, seine schöne Designer-Villa zu verlassen und durch die weite Welt zu jetten. Der Jüngling beschloss, seinen besten Freund auf die Weltreise mitzunehmen. Eines Tages landeten die beiden mit ihrem Wasser­ flugzeug am Strande eines Inselchens, das über und über mit Dschungel bedeckt war. Da sie in der Dunkelheit nicht weiterfliegen konnten, wussten sie nicht, wo sie die Nacht verbringen sollten. B 25 Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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