sprachreif - Deutsch Oberstufe, Schülerbuch

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 Als die letzte Portion Tomatennudeln nur noch für ihren Zweijährigen reichte und sie selbst hungrig ins Bett musste, war Melissa Monroe endgültig klar, dass sie nicht so weitermachen konnte. Ihr Partner war weg, und weil sie als alleinerziehende Mutter keine Nachtschichten mehr schieben konnte, war es ihr Job inzwischen auch. Sie hatte Schulden und nach Miete, Gas und Strom blieben ihr gerade ein- mal zwölf Euro die Woche, um sich und ihren Sohn satt zu kriegen. Das war Melissas Situation vor knapp zwei Jahren. Doch was die heute 25-Jährige aus den 12 Euro – und inzwischen aus ihrem gan- zen Leben – gemacht hat, ist eine beeindruckende Erfolgsstory. Eine Story, in der es nicht um das gro- ße Geld geht, sondern umWerte wie Haltung, Stolz und Eigeninitiative. Und diese Geschichte erzählt mehr über das Leben in Zeiten vonWirtschaftskrise und konservativer Sparpolitik als alle Armutsstatis- tiken. Alltagsgeschichte Heute verfasst die Schulabbrecherin einen der po- pulärsten Internet-Blogs Großbritanniens, ist Ko- lumnistin für die renommierte Tageszeitung The Guardian und Beraterin für Hilfsorganisationen wie Oxfam. Ihr erstes Buch erscheint in wenigen Wochen. Darin und in all den Blogs findet sich kei- ne verkitschte Story über den Weg aus der Armut, sondern eine Alltagsgeschichte: Von der Kunst, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen, wenn man ganz unten angelangt ist – und das fing für Melissa bei ihrem Namen an, und beim Essen. Sie wollte nicht mehr Melissa heißen, nicht mehr Nudeln aus der Dose essen, die sie sich nicht einmal leisten konnte, und sie wollte endlich ihren ganzen Frust über das Leben, das man als alleinerziehende Sozi- alhilfeempfängerin in England zu leben hatte, los- werden. „Hunger tut weh“ „Hunger tut weh“ war der erste Eintrag in ihrem Blog „A Girl called Jack“. Was dann folgte, waren erste Einkaufslis- ten und Kochre- zepte. Mel issa, die sich ohne lan- ge Formalitäten in Jack umbe- nannt hatte, trug ihre zwölf Euro in den Supermarkt. Sie kaufte billige Grundnahrungs- mittel, vor allem viel Gemüse und fing an zu ko- chen: Pasta, Ein- töpfe , Suppen und Chili. Sie be- kam sich und ih- ren Sohn satt und begann all diese Rezepte ins In- ternet zu stellen, samt Fotos, genauer Anleitung und den Kosten: Zwischen 25 und 50 Cent pro Per- son. All das braucht weder außergewöhnliche Zuta- ten noch allzu viel Kunstfertigkeit oder Zeit in der Küche. Der Blog weckte sofort riesiges Interesse. Nicht nur die Rezepte, auch Jacks Kommentare über Alltag in Großbritannien, Armut und Rassismus werden heute gelesen und kommentiert. Leser schreiben über Jacks Ehrlichkeit, Jacks Mut und den Mut, den sie selbst wieder gefasst hätten. Bald wurde die Pres- se auf sie aufmerksam. Der Guardian, nennt sie „das moderne Gesicht der Armut“. Mittlerweile hat sie dort eine eigene wöchentliche Kolumne. Sie stellt Rezepte für maximal einen Euro pro Person vor. […] „Die Armut hat mir eine Stimme gegeben“, schreibt sie, „Ich will einfach, dass meine Erfahrung den Politikern und anderen Verantwortlichen dabei hilft, etwas zu verstehen: Es gibt eine Gefahr, die heute größer ist als je zuvor in unseren Wohlfahrts- staaten: Armut kann heute jeden von uns treffen. QUELLE: https://kurier.at/chronik/weltchronik/der-kochende-star-von-der-armutsgrenze/48.069.854; (abgerufen am 31.10.2019) 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 Der kochende Star von der Armutsgrenze Von Konrad Kramar | 26.01.2014 Die 25-jährige Alleinerzieherin Melissa Monroe erkochte sich ihren Weg aus der Armut. 171 Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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