Inhalte erfassen: Geschichten erzählen vielfältig Lies folgende Geschichte. Das Klassenschweinchen Karla Hawerer, Till Eule und Tills Oma saßen im Kino. Gerade als die Lichter ausgingen, erschien Frau Lind, Karlas Biologielehrerin, und setzte sich auf den Sitz neben der Oma. „Frau Lind!“, rief Karla freudig. „Sagen Sie doch der Oma, dass es wahr ist mit unserem Klassenschweinchen, hm, Klassenmeerschweinchen …!“ „Ich mag gar nichts mehr hören von dem Meerschweinchen. Nicht einmal die Weihnachtsferien haben genützt, dass ich mich von dem Ärger erholt hätte“, sagte Frau Lind. Aber weil jetzt die Kinowerbung begann, die weder sie noch die Oma noch den Till interessierte, erzählte sie flüsternd von ihrem Ärger: Sie hatte „ihrer“ Klasse zu Schulbeginn ein Meerschweinchen geschenkt. Und die Schülerinnen und Schüler hatten ihren „Willi“ von allem Anfang an gern. Doch nach etwa zwei Wochen geschah das Unfassbare: Frau Lind wurde zu ihrem Direktor gerufen, der ihr Vorhaltungen machte wegen „verbotener Tierhaltung im Schulbereich“. Dabei hatte sie zu Schulbeginn ihren Plan mit dem Meerschweinchen bei der Konferenz erwähnt, und niemand war dagegen gewesen. Wie sie bald herausfand, war jetzt jemand dagegen: der Schulwart. „Und was hat der Schulwart gegen den Willi?“, fragte Till. „Das ist es ja!“, rief Karla. „Kein Mensch weiß das. Der Willi macht ihm überhaupt keine Umstände. Wir haben sowieso für ihn gesorgt. Und außerdem, eines Nachmittags, als wir Schulturnen hatten, hab’ ich mit eigenen Augen gesehen, wie der Schulwart unser Meerschweinchen gestreichelt hat. Er hat’s gestreichelt! Und trotzdem soll es aus der Schule geschmissen werden!“ „Sie haben doch nicht etwa aufgegeben?“, fragte Tills Oma die Frau Lind. „Nein. Ich hab´ ein paarmal mit dem Direktor geredet. Ich habe allen versucht klarzumachen, wie wichtig unser Willi für die Schüler ist. Die Antwort: Nur weil Sie Biologie unterrichten, können Sie doch keinen Zoo einrichten!“ „Unser Leben wird ganz grau werden, wenn wir den Willi nicht mehr haben!“, sagte Karla. Willi wurde durch diesen Kinobesuch gerettet. Till zeigte nämlich der Frau Lind die Schultiere in seiner früheren Hauptschule. Und sie führte dann ihren Direktor dorthin. Und der setzte sich persönlich für das Meerschweinchen ein – bei den Behörden. Und neulich hat er es sogar gestreichelt. Ernst A. Ekker 44 Tipp Nutze die Randspalte, um dir Notizen zu machen. Tipp Sicherlich weißt du, dass man Meerschweinchen auf keinen Fall einzeln halten darf. 1 5 10 15 20 25 30 82 Dichterische Freiheit Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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