Starke Seiten Deutsch 3, Schulbuch [Teildruck]

An diesem Tag begriff ich – logisch nicht erklärbar, dafür aber mit felsenfester Gewissheit –, wohin meine Mutter verschwunden war: an einen Ort ohne Haarnadeln, ohne Korsetts (ob Ideal- oder sonst ein Standard) und ohne patentierte Formgeber. […] Doch was noch viel wichtiger war: mein eigenes Abenteuer. Ich verbrachte meine Tage so oft wie nur möglich im Morgenmantel, blieb in meinem Zimmer und hielt Nickerchen und täuschte eine Nervenschwäche vor. […] Keiner wusste, dass ich Nacht für Nacht, nachdem der übrige Haushalt zu Bett gegangen war, aufstand und während der dunklen Stunden an meinem Chiffrenbuch arbeitete. Am Ende hatte ich doch Vergnügen mit den Geheimtexten, denn ich liebte es, Dinge aufzuspüren – und Mums Codes ermöglichten mir einen neuen Weg dazu. Erst entdeckte ich die verborgene Botschaft, dann den Schatz. Jede Chiffre, die ich knackte, führte mich in Mums Zimmer, um dort neue Kostbarkeiten zu suchen, die sie für mich versteckt hatte. […] Enola will nicht ins Internat und beschließt, davonzulaufen … Spätestens morgen, dachte ich mir, würde mein Bruder, der große Detektiv Sherlock Holmes, nicht nur eine vermisste Mutter, sondern auch eine vermisste Schwester suchen. Er würde annehmen, dass ich vor ihm fliehe. Daher würde ich genau das nicht tun. Ich würde zu ihm fliehen. Er lebte in London. Genau wie Mycroft. Deswegen, und auch weil es die größte und gefährlichste Stadt der Welt war, würden beide mich dort zu allerletzt vermuten. Deshalb wollte ich dorthin. Sie würden davon ausgehen, dass ich mich als Junge verkleide. Sehr wahrscheinlich hatten sie von meinen Kniebundhosen erfahren, außerdem verkleideten sich Ausreißerinnen bei Shakespeare und in anderen Werken der Literatur immer als Jungen. Daher würde ich es lassen. Ich würde eine Tarnung wählen, die mir meine Brüder am wenigsten zutrauten, nachdem sie mich als unscheinbare Bohnenstange von einem Kind kennengelernt hatten in einem Kleid, das kaum meine Knie verdeckte. Ich würde mich als erwachsene Frau geben. Und dann würde ich mich auf die Suche nach meiner Mutter machen. Beantworte die folgenden Fragen. Mit welchen Mitteln will man aus Enola eine feine junge Dame machen? Wohin will Enola fliehen und warum? Warum will Enola sich als erwachsene Frau tarnen? 45 50 55 Tipp Enolas Mutter hat ihr ein Büchlein mit Geheimzahlen, sogenannten Chiffren, hinterlassen. 60 65 70 75 6 Tipp Finde heraus, was „ENOLA“ bedeuten könnte. Lies in verschiedenen Richtungen und denke auch in Fremdsprachen. 11 Lesen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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