Texte verstehen: Und noch ein Kunstmärchen Lies das Märchen „Der Jäger und seine Frau“. Auf der Erde lebten ein Jäger und seine Frau. Rings um ihre Hütte waren Eis und Schnee. Sie froren schrecklich. Da sagte die Frau: „Mann, wenn wir doch etwas hätten, das uns wärmte!“ Da dachte der Mann nach und entdeckte das Feuer. Der Mann jagte wilde Tiere gemeinsam mit anderen Männern. Nach einiger Zeit waren sie so gut in ihrer Arbeit, dass sie bald alle Tiere ausgerottet hatten. Da überlegte die Frau und sagte: „Mann, wir dürfen die Tiere nicht mehr wahllos töten, wir müssen sie einfangen und zähmen.“ Zu dieser Zeit wurde es auf der Erde auch wieder wärmer. Eis und Schnee gingen zurück. Da hatte der Jäger das beste Leben, und seine Frau begann die Felder zu bestellen und Getreide anzubauen. Da wurde ihr Leben noch besser. Bis die Frau eines Tages zu ihrem Mann sagte: „Mann, unser Nachbar hat noch mehr Rinder als wir!“ „Das denke ich schon lange“, antwortete der Mann. Der Mann nahm einen Stein und erschlug seinen Nachbarn und nahm ihm das Vieh weg und auch die Felder. Auf diese Weise wurde der Mann sehr mächtig, und die Leute seines Dorfes machten ihn zu ihrem König. Unter seiner Herrschaft überfielen sie andere Dörfer. Nun wünschte sich die Frau purpurrote Stoffe, und der Mann schmückte sich mit Gold und Juwelen. Ihre Länder wurden immer größer, und sie mussten immer bessere Waffen erfinden, um neue Länder zu erobern – oder um sie zu verteidigen. Bald schossen sie Kugeln aus Gewehrläufen und dann aus Kanonen. Ihre Länder wurden groß. Zuerst ritten sie noch auf Pferden, aber später erfanden sie Eisenbahnen und Autos und sogar Flugzeuge. Ja, weil sie so schnell geworden waren, wurde ihnen nun sogar die ganze Welt zu klein, und sie wollten zu anderen Sternen. Aber: inzwischen waren es so viele Menschen auf der Erde geworden, dass es fast kein Vieh und keine Felder mehr gab, um sie zu ernähren. Alles Eisen hatte man zu Waffen verschmiedet, und alle Wälder waren abgeholzt. Ja – und deshalb saßen der Jäger und seine Frau wieder in einer kleinen Hütte, umgeben von Eis und Schnee. Denn es war wieder kalt auf der Erde geworden. Und die beiden froren schrecklich. „Weißt du noch, wie schön wir es einmal hatten?“, sagten sie da zueinander. Und plötzlich schrien sie sich gegenseitig an: „Aber du musstest uns ja alles kaputt machen, weil du nie genug kriegen konntest!“ Und dann waren sie still. Nach: Max Kruse Teile den Text in einzelne Abschnitte. Vergleicht. Was hat das Ende der Geschichte mit dem Beginn gemeinsam? Findet ab Zeile 11 ein Happy End für die Geschichte. 13 Max Kruse war ein deutscher Schriftsteller und Autor von Kinderbüchern. Er wurde 1921 in Bad Kösen an der Saale geboren und ist 2015 in Penzberg gestorben. Tipp Suche Geburts- und Sterbeort von Max Kruse auf einer Karte oder Online-Karte. 1 5 10 15 20 25 30 Tipp Gib jedem Abschnitt eine eigene Überschrift, die zum Inhalt passt. 14 15 Tipp Überlegt gemeinsam: Was haben der Mann und die Frau falsch gemacht? 16 92 Unglaubliche Geschichten Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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