Texte lesen: Von Lügen zur Fantasy-Literatur Nicht nur Münchhausen faszinierte sein Publikum mit irrealen Geschichten. Auch in der heute sehr beliebten Fantasy-Literatur stehen übernatürliche und magische Vorkommnisse und Figuren im Mittelpunkt. Amy und ihre Mutter verbringen die Ferien auf der schottischen Insel Stormsay. In einer geheimen unterirdischen Bibliothek trifft Amy auf die Geschwister William und Betsy. Glenn, der Bibliothekar, führt sie zu einem Steinkreis auf einem Hügel und stellt Amy eine merkwürdige Frage … „Schwörst du, beim Lesen stets dem Schutz der Geschichten zu dienen und nichts zu tun, was sie zerstören oder verändern könnte?“ „Ähm, natürlich“, sagte ich. Wie, bitte schön, sollte man denn eine Geschichte kaputt machen, indem man sie las? […] Eine halbe Stunde später betraten Glenn, Betsy, William und ich den Steinkreis auf der Kuppe des Hügels. In meinen Händen ruhte weich, rot und schwer Das Dschungelbuch. […] Auch Betsy und William trugen Bücher unter den Armen, Glenn hingegen hatte eine geflochtene und modrig aussehende Strandmatte mitgebracht, die er unter einem der Tore des Steinkreises mitten im Schlamm ausrollte. „Will, würdest du bitte den Anfang machen?“, fragte er anschließend. „Gern,“, sagte der Junge. […] Zielstrebig ging er auf die Matte zu und legte sich darauf, sodass sein Kopf genau unter dem steinernen Bogen lag. Dann klappte er sein Buch auf und schob es sich über das Gesicht. Auf dem Cover erkannte ich die Abbildung eines riesigen Hundes. Der Hund von Baskerville stand darüber, es war ein Sherlock-Holmes-Roman. Ich kannte die Geschichte, denn ich hatte sie vor vier Jahren zu Weihnachten bekommen. Allerdings wirkte der Hund auf meinem Buch nicht ganz so gruselig. Während ich den Einband betrachtete, bewegte sich dieser plötzlich ein Stück nach unten, das Buch landete auf der Matte. Für einen Moment glommen die Seiten auf. Ich blinzelte. Nein, das konnte nicht sein! Ich blinzelte noch einmal, weil ich nicht verstand, was ich sah. Doch es blieb dabei: Will war verschwunden. Nur das Buch lag noch im Steinkreis. „Was?“, entfuhr es mir. […] „Ich weiß, es ist schwer zu glauben. Aber das ist die Gabe eurer Familien. Zwischen eurem fünften und fünfundzwanzigsten Lebensjahr könnt ihr in die Literatur hineinspringen und dort nach dem Rechten sehen. […] Betsy zum Beispiel kümmert sich seit ihrem zehnten Geburtstag um dieses Märchenbuch. Sie wird nun in Schneewittchen springen.“ Betsy strich sich den Pony aus der Stirn. „Einer der Zwerge macht Probleme, er hat sich in den Kopf gesetzt, die anderen zu verlassen und eine Eisdiele zu eröffnen. Ich versuche schon seit Wochen, ihn zur Vernunft zu bringen. Schneewittchen und die sechs Zwerge klänge echt dämlich.“ Tipp Vielleicht hast du schon einmal gehört, dass man in einem Buch versinken kann. Für „Die Buchspringer“ ist das mehr als ein Sprichwort … Tipp Die Autorin Mechthild Gläser wurde 1986 in Essen geboren. Im Fantasy-Roman „Die Buchspringer“ lässt sie die 17-jährige Amy voller Spannung erzählen. 1 5 10 15 20 25 30 60 Seltsame Vögel Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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