„Roberta, jetzt sei bitte wieder normal!“ Mama ist genervt. Sie packt den Einkauf aus der Tasche und hat Falten auf der Stirn. Kein guter Zeitpunkt. Aber es geht nicht anders. Ich war mir noch NIE SO SICHER. „Eine Elfjährige kann sich nicht verlieben, nicht so! Nicht mit elf! Das geht rein physisch nicht.“ Hört sie mir eigentlich zu? Wahrscheinlich hat sie längst vergessen, wie sich das anfühlt, verliebt zu sein. „Aber ich bin bald zwölf, ich bin schon in der sechsten Klasse“, erinnere ich sie. „Was ist rein physisch?“ Mama stöhnt. „Physisch heißt körperlich, also was mit deinem Körper zu tun hat. Aber dein Körper ist noch gar nicht groß genug, um sich zu verlieben. Der weiß gar nicht, wie das geht.“ […] Ich baue mich vor ihr auf. Ich stell mich auf die Zehenspitzen, ich nehme ihr Gesicht in meine Hände und sage ganz laut und mit Bestimmtheit: „Ich bin verliebt. Und wenn Felix mich nicht will, ist mein Leben zu Ende.“ „Schluss jetzt!“ Mama stöhnt und schaltet den Herd an. Ich geh in mein Zimmer und lass mich auf das Bett fallen. Von wegen, sich verlieben geht mit elf nicht. Von wegen. Ich bin verliebt, ich bin es, ich muss es doch schließlich wissen! Judith Burger Stimmt die Begründung von Robertas Mama, dass man sich in Robertas Alter noch nicht verlieben kann? Sprecht darüber. Wenn man so verliebt ist wie ich, dann liegt man abends im Bett und kann nicht einschlafen. Ich habe die ganze Zeit Felix vor Augen. Aber nicht richtig. Leider kann ich mich nicht mehr ganz genau an sein Gesicht erinnern. Ich muss es schaffen, ihn mal mindestens eine Stunde lang ununterbrochen anzuschauen. Einfach nur anschauen. Welche Farbe seine Augen haben. Ob er Grübchen hat, wenn er lächelt. Ob er auf der Stirn solche Furchen bekommt, wenn er nachdenkt. Ob er rot wird, wenn er sich schämt. Lacht er über Witze ganz laut oder eher leise? Singt er manchmal vor sich hin, ohne es zu merken? So wie Hedi das macht? Beim nächsten Malkurs mach ich das, Felix ganz lange anschauen! Damit sein Gesicht bei mir ins Gehirn geht und dort bleibt. Und: Ich brauche ein FOTO von ihm. Ohne ein Foto von Felix kann ich nicht mehr weiterleben. […] Mama guckt zur Tür herein und sieht irgendwie belustigt aus, als hätte ich vorhin Witze gemacht. „Hast du dich wieder beruhigt?“, fragt sie. Ich gucke sie an und sage nichts. Ich bin alles andere als ruhig. Witzig ist das gleich gar nicht. Ich bin verliebt. So ist das. Sie kann das witzig nden, ich nde das jedenfalls nicht. Judith Burger Was will Roberta über Felix wissen? Zähle auf. Wie gut kennst du deine beste Freundin oder deinen besten Freund? Beobachte genau und notiere drei typische Verhaltensweisen. Vergleicht eure Ergebnisse. Tipp Die sechste Klasse in Deutschland ist die 2. Klasse einer Mittelstufe in Österreich. Tipp Grübchen (von Grube) entstehen beim Lachen im Gesicht. Tipp Hedi ist Robertas Leihoma, mit der sie sich sehr gut versteht. Erfahre mehr über sie in deinem Arbeitsheft auf Seite 65. 1 5 10 15 9 1 5 10 15 10 11 111 Lesen Arbeitsheft 64 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=