Texte verstehen: Ein außergewöhnlicher Urlaub Abends, als ich gemütlich mit dem Mumin in der Badewanne planschte, setzte Mama sich mit dem Englischbuch auf den geschlossenen Klodeckel, um mich abzufragen. Auf diesen Moment hatte ich gewartet: „Du, Mama … Ida und ich wollen in den Ferien nicht wegfahren.“ Mama ließ das Buch sinken – was mich gar nicht störte – und schaute mich erstaunt an. „Aber ich dachte, ihr freut euch auf ein Hotel am Meer? Wir haben doch so lange dafür gespart! Ich hab schon richtig tolle Last-MinuteAngebote herausgesucht.“ Ich wackelte etwas verlegen mit den Zehen, die wie kleine Inseln aus dem Schaum schauten. „Ja, schon, aber jetzt haben wir noch einen viel wichtigeren Wunsch: Wir wollen neu eingerichtete Zimmer.“ Sie schluckte und fuhr mit dem Finger an der krümeligen Kante entlang, da, wo im letzten Winter die zwei Fliesen von der Wand gefallen sind: „Neue Zimmer … mhmm … statt Urlaub. Aha. Also, ihr wollt lieber neue Zimmer.“ Ein paar Tage später hatte Mama sich mit der Idee einigermaßen angefreundet, unsere Zimmer aufzumöbeln. Das ist der Vorteil an ihr – sie lässt sich ziemlich leicht von den echten Notwendigkeiten des Lebens überzeugen. Nur als sie die Kataloge vom Reisebüro zur Papiertonne brachte, stand sie ziemlich lange da und hat sie sich noch mal angeschaut. Mama sah mich hinter dem Holzzaun nicht, aber ich konnte sie durch die Spalten zwischen den Latten beobachten. Sie zupfte einzeln die gelben Postit-Zettel, mit denen sie die schönsten Hotels markiert hatte, aus den Prospekten und ließ diese langsam in die Tonne segeln. Dann setzte sie ihren Was-muss-das-muss-Blick auf und stopfte ihre Traumreisen entschlossen so tief in die Tonne, dass sie fast das Gleichgewicht verloren hätte. Am nächsten Nachmittag lag statt der Reiseprospekte der Couch & Co.- Katalog auf dem Tisch. Couch & Co. ist ein Einrichtungshaus etwas außerhalb der Stadt, wo man recht günstig tolle Möbel kaufen kann. Für Kleinigkeiten wie Kabelrollen und Kuchengabeln sind wir da schon öfter mal gewesen – nur durch die Musterzimmer im Obergeschoß hat Mama uns immer ganz besonders schnell getrieben. Sie wusste schon, warum. Wir durchblätterten den Couch & Co.-Katalog vorwärts und rückwärts. Mama hatte das gesparte Urlaubsgeld auf uns verteilt, und Ida und ich machten meterlange Listen, welche Möbel wir dafür kaufen wollten. Nachdem wir auf dem Papier unsere Zimmer zigmal eingerichtet und umgeräumt hatten, schlug Ida vor, die Angelegenheit vor Ort zu entscheiden. Gleich am ersten Ferientag könnten wir uns in den schönen Musterzimmern alles ansehen, kaufen und mitnehmen. Das war ausnahmsweise mal keine dumme Idee von ihr. Ich hatte nur einen klitzekleinen Tipp Anton (11 Jahre), der Erzähler, lebt mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern – Ida (13 Jahre) und Michel, genannt Mumin, (3 Jahre) – in einem kleinen Häuschen, das schon sehr baufällig ist. Zum ersten Mal ist ein gemeinsamer Urlaub geplant, aber … 1 5 10 15 20 25 30 35 120 Abenteuerliche Reisezeit Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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