Quer durch Tirol, Leseheft

24 Pflanzen und Tiere Edelweiß – die Sterne der Alpen Um das Edelweiß ranken sich viele Erzählungen und Mythen 1 . Früher kam es häufig vor, dass Burschen ihrer Liebsten ein selbst gepflücktes Edel- weiß aus dem Gebirge überreichten. Damit zeigten die jungen Männer, dass sie bereit sind, für die Geliebte riskante Abenteuer zu bestehen. Eine Mutprobe und ein Liebesbeweis . Den Erzählungen wurden daher toll- kühne Vorkommnisse hinzugefügt, um das Pflücken des Edelweißes vom Berg so richtig gefährlich erscheinen zu lassen. Besonders großen Sternen schrieb man sogar Zauberkräfte zu. Das Edelweiß wächst im Gebirge auf Wiesen und auf Felsbändern aus Kalkgestein. Ursprünglich gab es viele Pflanzen, die auf steinigen Almwiesen blühten. Die verwegenen Burschen mussten also gar nicht in steile Fels­ nischen klettern, um die begehrten Sterne herunter zu holen, sie konnten das Edelweiß recht einfach auf Alm­ wiesen pflücken. Als Haarschmuck der beliebten öster­ reichischen Kaiserin Elisabeth erhielt das Edelweiß große Aufmerksamkeit. So wurde es zum Symbol für Vereine, Firmen und sogar auf Briefmarken und Münzen ist es abgebildet. Das Edelweiß wurde dadurch so begeh- renswert, dass es in großen Mengen gesammelt wurde. So verschwanden die leicht erreichbaren Pflanzen der Almwiesen. Gepresst und getrocknet verkaufte man Edelweiß an Urlaubs­ gäste, steckte es an Hüte und legte es in Bücher. Aus Edelweiß stellte man sogar ein Heilmittel gegen Bauchschmerzen her und die Pflanze wurde Bauchwehblume genannt. Je mehr das Edelweiß gesam- melt wurde, desto seltener wurde es. Heute sind die verbliebenen Vorkom- men durch Gesetze geschützt, damit wir auch in Zukunft die weißen Sterne in unseren Alpen sehen können. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 1  Mythen = sagenhafte Geschichten Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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