Quer durch Tirol, Leseheft

18 Vergangene Zeiten zurück. Ausgestattet mit einem kargen Lohn: zwei Hemden, zwei Hosen und zwei Paar neuen Schuhen sowie einigen Gulden, die sie den Eltern freudestrahlend auf den Tisch legten. gekürzt nach Hadwig Perwein Kaum begann im März der Schnee zu schmelzen, zogen seit dem 16. Jahrhun­ dert Scharen von armen Kindern aus Tirol, Vorarlberg und Graubünden ins reiche Oberschwaben. Auf dem Gesinde­ markt botendie Sieben- bis Vierzehnjähri­ gen ihre Dienste als Saisonarbeiterinnen und Saisonarbeiter in der Landwirtschaft an. Bis Martini* verrichteten sie von früh bis spät Schwerstarbeit. Als Lohn winkte oft nur „ein leinenes Kleitle und ein wenig Gelt“. Leo Kerber sitzt am Kachelofen seiner Lechtaler Bauernstube und erinnert sich noch genau, wie er als Achtjähriger den Sommer über beim Geißhüten 25 Mark verdient hatte. Zu seiner Zeit als „Schwabenkinder“ gab es nämlich schon richtige Verträge mit ausge­ handeltem Lohn für diese Kinder. Leo Kerber hat immer einen „guten Platz derwischt“, im Unterschied zu seinem Bruder Josef, der als Neun­ jähriger weinend bei Nacht und Nebel weglief und sich auf eigene Faust einen neuen Dienstherrn suchte. Denn im Herbst ohne einen Groschen Geld heimzukommen, das konnte er sich nicht vorstellen. Im November wanderten die beiden Brüder dann denselben Weg wieder Ein Esser weniger am Tisch Tagesablauf eines Schwabenkindes um 1836 3:00 Uhr früh Aufstehen 4:00 Uhr früh Auf dem Weg zur Arbeit Schlag 5:30 Uhr Arbeitsplatz in der Fabrik einnehmen 19:30 Uhr Arbeitsschluss 20:00 – 22:30 Uhr Ankunft daheim, Zeit für den Schlaf eines Kindes etwa 4 Stunden pro Tag Othmar Franz Lang Mach dir Notizen: In welcher Jahreszeit gingen die armen Kinder zum Dienst ins Schwabenland? Wann kehrten sie wieder nach Hause zurück? Was brachten sie mit? Suche die Erklärung der unter­ strichenen Wörter im Internet und Lexikon. *Martini: Martinstag am 11. November Schwabenkinder beim Geißhüten Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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