Quer durch die Steiermark, Leseheft

22 Märchenhaftes Es war einmal ein König, der hatte auf seinem Schlosse die Aufschrift machen lassen: Ohne Sorg und Kummer. Da nun kam eines Tages der benachbarte mächtige Kaiser, las diesen Spruch und sagte zu ihm: „Damit du Sorgen hast, so gebe ich dir drei Rätsel zu lösen auf. Errätst du diese nicht, so wirst du dein Reich verlieren. Ich gebe dir einenMonat Zeit. Die Rätsel lauten: Wie viel Blätter hat der Lindenbaum vor dem Tor? Wie tief ist das Meer? Und das dritte: Wie hoch ist der Himmel?“ Ohne Sorg und Kummer Der König erschrak darob sehr und ging so manchenTag versonnen umher. Demganzen Hofgesinde fiel diese Besorgtheit des Königs auf, aber niemand getraute sich, ihn nach dem Grunde zu fragen. Endlich raffte sich der Hofnarr auf und fragte nach fast einer Monatsfrist den König um seinen Kummer. „Ach, du kannst mir auch nicht helfen,“ erwi­ derte der König. „Wie solltest du, ein armer Narr, mir raten, wenn mein königlicher Verstand zu klein ist.“ Das war freilich eine schwere Beleidigung für den gutmeinenden Narren. Doch er ent­ gegnete: „Wer weiß, Herr? Mitunter haben die Einfältigen die besten Gedanken.“ Da sagte der König: „Drei Rätsel hat mir der Kaiser aufgegeben, und wenn ich sie nicht auflöse, so nimmt er mir mein Königreich. Die Rätsel aber lauten: Wie viel Blätter hat der Lindenbaum vor dem Burgtor? Wie tief ist dasMeer?Wie hoch ist der Himmel?Wie soll ich das alles wissen?“ „Herr, nichts leichter als das,“ ließ sich der Narr vernehmen. „Herr König, gebt mir das königliche Gewand und ich euch das meine mehrere Tage lang und es soll alles gut beantwortet werden.“ Der König folgte demRate, und als der Kaiser kam, trat ihm der als König verkleidete Hof­ narr entgegen und sprach: „Die drei Rätsel 5 10 15 20 25 30 35 40 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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