Quer durch die Steiermark, Leseheft

16 Vergangene Zeiten ImHexenmuseum imKellergeschoß der berühmten Riegersburg kann man viel über die Hexenverfolgungen in der Steiermark erfahren. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, also nicht nur im „finsteren“ Mittelalter, wurden in der Steiermark rund 300 angebliche Hexen und Zauberer in Hexenprozessen verfolgt. Vor allem Außenseiter und Menschen mit besonderen Fähigkeiten wurden mit den absonderlichsten Anschuldigungen belastet. Oft waren es auch ältere, alleinstehende Frauen, die als Bela- stung für die Gesellschaft empfunden wurden. Man warf diesen Menschen vor, mit dem Teufel im Bund zu stehen. Angeb- lich konnten sie mit dem „bösen Blick“ Krankheit und Unglück hervorrufen. Auch das Verwünschen, das „falsche Lob“, war gefürchtet und man versuch­ te Kinder und Jungvieh mit Amuletten 1 davor zu schützen. Die so genannten Milch- oder Kuhhexen beschuldigte man, die Kühe dazu zu bringen, keine Milch zu geben. Auch wer sich gut mit der Heil- und Gift- wirkung von Pflanzen auskannte, galt als verdächtig. Der Aberglaube ging so weit, dass manchen Frauen unterstellt wurde, sich spezielle Flugsalben zu Hexenverfolgung mischen, mit denen sie dann auf Besenstielen durch die Lüfte fliegen würden. Selbst für bedrohliche Unwetter mussten oft Hexen und Zauberer als Sündenböcke herhalten. Der Aberglaube hat sich bis heute in manchen Teilen Österreichs gehalten, wo geweihte Kerzen entzündet werden, wenn ein Gewitter aufzieht. In der Südsteiermark werden manch- mal noch magische Gegenstände zum Schutz an die Tür angebracht. Die „Blumenhexe“ von der Riegersburg Beim größten Hexenprozess der Steiermark wurde der Burgherr der Riegersburg, Johann Ernst Graf von Purgstall, vom Kaiser mit der Leitung der Untersuchung beauftragt. Er zählte zu den prominentesten Hexenrichtern der Oststeiermark. Im Juni 1673 gab es drei schwere Unwetter mit Sturm und Hagelschlag in der Nähe der Riegersburg. Ein Großteil der Ernte wurde zerstört. Angeblich waren diese Gewitter durch Hexerei herbeigeführt worden. Unter den Angeklagten befand sich auch Katharina Paldauf, die Frau des Riegersburg 1 Amulett: Gegenstand (z. B.: Kette) mit magischen Kräften; Glücksbringer 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 N r zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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