Quer durch Niederösterreich, Leseheft

24 Pflanzen und Tiere Der Zauber der Federgräser Wenn im Juni und Juli die Federgräser ihre Früchte bilden, ist dies ein ganz besonderes Ereignis. In manchen Rasen wiegen sich dann tausende zarte Federschweife im Wind. Ein zauber- hafter Anblick. Und wenn am Abend die Sonne untergeht, glänzen sie wie Silber und Gold. Federgräser sind solch faszinierende Schönheiten. Sie wachsen in lockeren Steppenrasen auf warmen, steinigen und im Sommer trockenen Böden. Zur Fruchtreife tragen sie an den oberen Enden der Früchte über 30 cm lange, fadenartige Schweife . Manche Schweife sind mit silbrig schimmernden Härchen überzogen. Sie erinnern ein wenig an Vogelfedern. Solche Früchte können hervorragend fliegen und der Wind trägt sie mit ihren Federschweifen weit fort. Schau dir so eine Grasfrucht einmal genauer an. Der lange Schweif hat einen Knick . Das ist kein Fehler! Wenn nämlich eine Frucht nach ihrem Flug in einem Rasen landet, bewirkt der Knick, dass sich der Schweif zwischen den Grashalmen verhakt. Die Frucht fällt trotzdem bis zum Boden. Das klingt schon sehr kompliziert. Doch es gibt noch weitere interessante Überraschungen. Das Stück Schweif, welches sich zwi- schen Frucht und Knick befindet, ist verdreht! Eine steile Schraubenlinie ist leicht zu erkennen. Stell dir vor, die Verdrehung des Schweifstücks ändert sich – je nach Feuchtigkeit! Jedes Mal, wenn in der Nacht Tau fällt und es feucht wird, dreht sich dieses Stück Schweif ein bisschen auf. Und wenn es tagsüber wieder trocken ist, dreht es sich zurück. Wie der Drillbohrer in deiner Werkzeugkiste! Der abgeknickte Schweif hält den Bohrer zwischen den Grashalmen fest. Eine tolle Erfindung der Natur. Dieser Bohrer ist natürlich nicht nutzlos. Die Frucht ist an ihrem Bohrspitze unteren Ende so spitz, dass sie in den Boden hineingebohrt werden kann. Da- mit die Frucht beim Bohren nicht wieder aus dem Boden herausrutscht, trägt die Bohrspitze steife, nach oben gerichtete Haare . Die halten sie im Boden fest. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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