Quer durch das Burgenland, Leseheft

8 Sagenhaftes Vor langer Zeit war es. Da hatten die Land­ seer keine Mühle und mussten mit ihrem Getreide nach Lindgraben fahren und es dort in der Mühle mahlen lassen. Der Weg war weit, und wenn das Wetter schlecht war, kaum zu befahren. Einmal musste ein Bauer sein Korn zur Lindgrabener Mühle bringen und geriet in ein Gewitter. Es goss in Strömen und der Fahrweg war überschwemmt und vermurt. Da sagte sich der Bauer, das müsse sich ändern. Bei erster Gelegenheit ging er zum Schloss­ herrn und bat ihn, dass er in Landsee eine Mühle bauen dürfe, denn der Weg zur Lindgrabener Mühle sei so weit und bei Schlechtwetter kaum zu befahren. Der Schlossherr erlaubte den Bau derMühle. Die Landseer freuten sich sehr darüber. Die neue Mühle sollte am Fuß des Heideriegels stehen. Heute liegt dort nur noch ein Ring von Stei­ nen. Manche Leute behaupten, der Mühlen­ bau beimHeideriegel sei nur eine Sage und in Wirklichkeit wären die Steine Überbleibsel einer alten Burg. Aber andere erzählen die Geschichte anders: Die Landseer bauten ihre Mühle und putzten schon das Bäumchen für die Dachgleichenfeier 1 . Aber was geschah? In der Nacht vor der Feier wurde das fast fertige Gebäude bis auf Die Teufelsmühle in Landsee 1  Dachgleiche: Baustellenfest, wenn der Rohbau und der Dachstuhl eines Gebäudes fertig ist. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 die Grundmauern zerstört. Die Landseer konnten sich das nicht anders erklären, als dass irgendwelche Neider die Hand im Spiel gehabt hätten, vielleicht der Müller von Lindgraben, weil er fürchtete, durch den Bau einer neuen Mühle könnten sich seine Einnahmen verringern. Die Landseer begannen den Bau von neuem. Aber diesmal kamen sie nicht einmal bis zur Dachgleiche, denn eines Nachts wurde die Mühle wiederum bis auf die Grundmauern niedergerissen. Nun verdächtigte man die Bauarbeiter, sie hätten selber die Mauern zerstört, um an einem Neubau weiter arbeiten und verdie­ nen zu können. Sie wurden entlassen. Neue Arbeiter wurden eingestellt, aber bald war der halb fertige Bau wieder niedergerissen. Die Landseer wechselten den Baumeister. Das half auch nichts, denn die Mühle wurde wieder zerstört. Da kam die Meinung auf, etwas ginge nicht mit rechten Dingen zu. Trotzdemwollten die Landseer es nochmals versuchen. Und als die Mühle dann knapp vor der Fertigstel­ lung stand, erbot sich der Bauer, der den Plan zu ihremBau gehabt hatte, sich nachts auf das Baugelände zu schleichen und dort Wache zu halten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlag öbv

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