Quer durch das Burgenland, Leseheft

22 Märchenhaftes In früheren Zeiten feierten die Leute das Fest des heiligen Martin bei Braten und Wein. Sie gingen ins „Martiniloben“ 1 . Davon hörte einmal der Kater Braunz, und es gelüstete ihn, auch ins Martiniloben zu gehen. Er machte sich also auf denWeg. Nachdem er eine Weile gewandert war kam ihm ein Hund vor die Beine. „Kater Braunz“, sagte der Hund, „wo gehst du denn hin?“ „InsMartiniloben“, gab der zur Antwort. „Da wird’s lustig werden!“ „Ei, da kann ich ja mithalten“, meinte der Hund und schloss sich dem Kater an. Da wanderten sie die Straße dahin und erzählten einander eine Geschichte nach der andern. Plötzlich rief der Hund: „Dort schau hin! Dort wackelt ja die Mutter Gans!“ Die Gans fragte verwundert: „Wo geht denn ihr zwei hin?“ „Wir gehen ins Martiniloben, wir wollen einmal recht lustig sein!“ erwiderten sie. „Lasst mich doch mitgehen“, schnatterte die Gans. „Ich möchte mich auch einmal gut unterhalten.“ „Wenn du nicht streitbar wirst, lassen wir dich schon mithalten“, entgegneten sie. Nun gingen sie zu dritt ihres Weges und waren lustig und guter Dinge. Nach einer Weile stießen der Ochs, der Hahn und die Sau zu ihnen. Da wanderten sie dann zu sechst weiter. Das Martiniloben Auf einmal kamen sie in einen fin­ sterenWald, der nicht endenwollte. Als es gar noch Nacht wurde, meinte der Kater Braunz: „Kinder, hört, jetzt kenn ich mich nimmer aus. Ich glaube, wir haben uns verirrt. Kehren wir lieber um!“ Alle stimmten ihm zu, doch fanden sie in der Dunkelheit nicht den Weg zurück. Sie beschlossen also, im Wald zu übernachten, legten sich ins weiche Moos und bemühten sich, einzuschlafen. Nur der Ochs, der ein wenig furchtsam war, behielt die Augen offen und schaute umher. Da erblickte er auf einmal in der Ferne ein Licht und sagte dies dem Kater Braunz. Und der Kater meinte: „Ich klettere auf einen ho­ hen Baumund halte Ausschau. Dannwissen wir genau, in welche Richtung wir gehen müssen.“Als er wieder herabkam, machten sich alle auf denWeg. Plötzlich sahen sie ein Haus, das hell erleuchtet war und offene Fenster hatte. Da schlich der Hahn an ein Fenster heran, machte einen Blick hinein und entdeckte Diebe im Haus. Einer stand vor dem Tisch und zählte gerade einen Haufen Geld. „Wartet nur“, sagte der Ochs, „denenwerden 1  Martiniloben: Lies die genaue Erklärung dazu auf S. 11. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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