Quer durch Wien, Leseheft

29 Sehenswertes Beim Eingang zum Schloss Schönbrunn wartet eine Gruppe von Kindern. „Hallo, ich bin Christine! Herzlich willkommen im Schloss Schönbrunn!“, begrüßt sie eine freundliche junge Frau. ImKaiserhof zeigt sie ihnen, wie die berühmtesten Herrscherinnen und Herrscher, die das Schloss bewohnten – Kaiserin Maria Theresia, Kaiser Franz Joseph und seine Frau Elisabeth – als Kinder ausgesehen haben. Die Gruppe steht staunend vor dem Modell des Schlosses. An den Seiten lassen sich Schubladen öffnen und man kann in die Wohn- und Festräume im ersten Stock schauen. Über tausend Zimmer gibt es gesamt im Schloss Schönbrunn und seinen Neben­ gebäuden. „Jedes der sechzehn Kinder von Maria Theresia hatte erst drei, später fünf Räume ganz für sich alleine“, erklärt Christine. „Die haben es aber gut gehabt“, meint Felix. Doch dann hört er, dass sie ihre Eltern nur selten sehen durften. Und als Christine erzählt, dass sie nie Gelegen- heit hatten mit gleichaltrigen Kindern zu spielen, tun sie ihm sogar Leid. Ina bewundert das kaiserliche Kinder­ zimmer mit den kostbaren Möbeln. In jedem Raum erfahren die jungen Schloss Schönbrunn – Eine Führung durch das Kindermuseum Schlossbesucher und -besucherinnen etwas mehr vom Leben der kaiserlichen Familie. „Körperpflege war im 18. Jahrhundert noch Nebensache, auch bei Hof“, erzählt Christine. „Gebadet wurde nur einmal im Monat. Gegen unangenehme Gerüche hat man sich damals lieber in Duftwolken gehüllt.“ Die Kinder können am kaiserlichen Spiegeltisch an einigen Duftessenzen schnuppern. „Einmal am Tag wusch man sich Gesicht und Hände. Fürs Zähneputzen waren Zahnarzt oder Zahnärztin zuständig. Die kamen zweimal in der Woche“, erzählt Christine. „Für die Perücken, die damals Mode waren, brauchte man echtes Haar. Haarsammler und Haarsammle- rinnen kauften deshalb den Frauen in den Dörfern die Haare ab. Daraus wurden Perücken hergestellt, die hat man mit Schweineschmalz oder Pomade 1 eingefettet und dann weiß gepudert. Haarteile, Drahtgestelle oder Rosshaarkissen wurden in die Perücken eingebaut. Damit entstanden kunst- volle Haartürme. Marie Antoinette, eine Tochter von Maria Theresia, trug zu besonderen Anlässen sogar das Modell eines französischen Kriegsschiffes auf ihrem Kopf. 1  Pomade: Salbe zur Haarpflege 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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