Gollenz Physik 4, Schulbuch

78 Für Beobachtungen auf der Erde möchte man ein aufrechtes Bild. Das Fernrohr (telescope) besitzt zur Bildumkehr eine zusätzliche Sammellinse. Deswegen wird es aber lang und unhandlich. Beim Prismenfernrohr (prism telescope) (Abb. 47.4) werden die Bilder mit Hilfe von totalreflektierenden Prismen aufgerichtet. Es wird meistens als Doppelglas hergestellt. Da die beiden Objektivlinsen weiter auseinander liegen als die Augen, erscheinen die beobachteten Gegenstände sehr plastisch, der räumliche Eindruck wird verstärkt. Aufrechte Bilder erhält man mit dem Galilei’schen oder Holländischen Fernrohr (Galilean telescope). Es hat als Objektiv eine Sammellinse mit großer Brennweite, als Okular eine Zerstreuungslinse mit kleiner Brennweite (Abb. 47.5). Beim Galilei’schen Fernrohr werden die von einem Gegenstandspunkt kommenden Strahlen von der Sammellinse gebündelt. Bevor sie sich aber zu einem Bildpunkt vereinigen können, treffen sie auf die Zerstreuungslinse. Gelangen die von ihr auseinanderlaufenden Strahlen in unser Auge, so sehen wir im Schnittpunkt ihrer Verlängerungen ein scheinbares und aufrechtes Bild. Dieses ist allerdings nur relativ gering vergrößert. Das Galilei’sche Fernrohr wird meistens als Opernglas verwendet, da es klein und handlich ist. Österreich besitzt mehrere große Industriebetriebe, die sich mit der Herstellung von optischen Geräten befassen. Bereits 1876 wurde in Wien eine optisch-mechanische Werkstätte gegründet. Sie zählte bald zu den führenden Mikroskopherstellern der Welt. Heute liegt das Schwergewicht der Produktion auf dem Gebiet hochwertiger Forschungsmikroskope und Ultramikrotome (Geräte zur Herstellung dünner Gewebeschnitte für mikroskopische Untersuchungen). Etwa 90% der Geräte werden exportiert. Ein 1895 in Tirol gegründetes Unternehmen befasste sich zunächst mit der Fertigung von Brillengläsern und von feinoptischen Geräten. Im Laufe der Zeit wurde die Produktion auf die Erzeugung von verschiedenen Fernrohren sowie von feinmechanischen Instrumenten ausgeweitet. Heute ist die Firma der größte österreichische Hersteller von optischen Präzisionsgeräten. Sie zählt in Europa zu den bedeutendsten Erzeugern von Feldstechern und von Zielfernrohren für die Jagd. 47.4 Beim Prismenfernrohr (Feldstecher) erfolgt die Bildaufrichtung durch zwei totalreflektierende Prismen. Die zweimalige Umlenkung des Lichtes ermöglicht eine Verkürzung des Fernrohres. Die großen Objektivlinsen ergeben ein helleres Bild. Mikroskope dienen zur Betrachtung kleiner Gegenstände. Mit Fernrohren betrachtet man weit entfernte Gegenstände. Die erzeugten Bilder sieht man unter einem größeren Sehwinkel als die Gegenstände. Diese erscheinen daher vergrößert. 47.1 Wovon hängt die Vergrößerung des Mikroskops ab? 47.2 Wie lang ist nach Abb. 47.3 das astronomische Fernrohr bei der Einstellung auf einen sehr weit entfernten Gegenstand? 47.3 Beschreibe nach Abb. 47.4 die Aufgabe der beiden Prismen im Prismenfernrohr. Welcher weitere Vorteil ergibt sich durch die Prismen? Du bist dran – zeige deine Kompetenz: Das Okular ist eine Zerstreuungslinse mit kleiner Brennweite. Das Objektiv ist eine Sammellinse mit großer Brennweite. F' = Z' Z F Bei Einstellung auf sehr weit entfernte Gegenstände fällt der rechtseitige Brennpunkt F' des Objektivs mit dem rechtseitigen Zerstreuungspunkt Z' des Okulars zusammen. αG αB 47.5 Lichtweg bei einem Galilei’schen Fernrohr (Fernrohr verkürzt gezeichnet.) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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