120 67 Die Bedrohung der Menschheit durch Kernkraftwerke und Kernwaffen Das Unglück im damals noch sowjetischen Kernkraftwerk Tschernobyl (Ukraine) Ende April 1986 hat gezeigt, dass die Nutzung der Kernenergie zur Umwandlung in elektrische Energie katastrophale Folgen haben kann. Dabei explodierte ein Reaktorblock und große Mengen radioaktiver Stoffe, vor allem Jod 131 und Cäsium 137, gelangten in die Atmosphäre. Die unmittelbare Umgebung, aber auch weit entfernte Gebiete in Skandinavien und in Mitteleuropa wurden radioaktiv verseucht. 25 Jahre danach hat uns die furchtbare Katastrophe von Fukushima (siehe Kapitel 66) gezeigt, dass es trotz modernster Schutzmaßnahmen keine absolute Sicherheit vor Atomunfällen gibt. In den osteuropäischen Ländern, aber auch in anderen Staaten, sind noch viele technisch veraltete und teilweise schlecht gewartete Kernkraftwerke in Betrieb. Diese bilden auch für Österreich eine ständige Bedrohung. Weitere Reaktoren in unmittelbarer Umgebung unseres Landes sind derzeit in Bau oder geplant. Im Abstand von 200 km von Österreichs Grenzen sind derzeit insgesamt 14 Kernkraftwerke mit 24 Reaktoren in Betrieb (Abb. 67.1). Daher verlangt Österreich von den Nachbarstaaten mit Recht wirkungsvolle Vereinbarungen bezüglich der Sicherheit der Anlagen und die sofortige Meldung von Störfällen. Große Probleme bereitet auch die Endlagerung des aus den abgebrannten Brennstäben anfallenden Atommülls. Er ist stark radioaktiv und hat Halbwertszeiten von mehreren tausend Jahren. Diese ungelöste Frage und die Angst vor einem Reaktorunfall waren die Gründe, warum das in Zwentendorf bei Tulln errichtete Kernkraftwerk nach einer Volksabstimmung 1978 nicht in Betrieb genommen wurde. Österreich ist einer der wenigen Industriestaaten ohne Kernkraftwerk. Eine schreckliche Bedrohung der Menschheit und der gesamten Natur stellen die Atomwaffen dar (Abb. 67.2). Die Großmächte USA und Russland, aber auch Frankreich, Großbritannien, Indien, Pakistan, Israel, Nordkorea und die Volksrepublik China besitzen mehr oder weniger große Arsenale an Atomsprengköpfen. Der Iran wird verdächtigt, an einem Kernwaffenprogramm zu arbeiten, hat das aber immer bestritten. Die Zerstörungskraft der vorhandenen Kernwaffen würde ausreichen, unsere Erde mehrmals zu vernichten (overkill). Hitze und Druckwellen, die bei der Explosion einer Atombombe entstehen, zerstören weite Gebiete und verseuchen durch die freigesetzten radioaktiven Stoffe die Umgebung für lange Zeit. Außerdem werden große Mengen von strahlendem Staub in die Atmosphäre hochgerissen und von Luftströmungen über die ganze Erde verteilt. Noch Monate später fallen die strahlenden Staubmassen dann als radioaktiver (fallout) zu Boden. Diese Staubmassen könnten aber auch die Sonneneinstrahlung derart verringern, dass eine Klimaänderung die Erde unbewohnbar machen würde (nuklearer Winter). 67.1 Kernkraftwerke nahe der österreichischen Grenze. Anfang 2019 waren weltweit 450 Kernkraftwerke in 31 Ländern Betrieb, 55 in Bau, 44 in Planung und 166 Reaktorblöcke stillgelegt. 67.2 Bei der Explosion einer Atombombe bildet sich ein charakteristischer „Atompilz“. Wie sicher können Kernkraft- werke gebaut werden? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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