102 55 Die Bewegung der Himmelskörper Versuch: Von der Sonne, aber auch vom Mond beobachten wir, dass sie im Osten aufgehen und im Westen untergehen. Eine ähnliche Beobachtung kannst du nachts über die Bewegung vieler Sterne machen. Da wir zunächst die Entfernung der Himmelskörper nicht kennen, versetzen wir sie alle auf die Innenseite einer scheinbaren Kugel, der Himmelskugel. Man hat den Eindruck, dass sich diese in rund 24 Stunden einmal um die in ihrem Mittelpunkt ruhende Erde dreht. Die Sterne von Sternbildern (Abb. 55.1) behalten während dieser Bewegung ihre gegenseitige Lage bei. Man bezeichnet sie daher als Fixsterne (fixed star). Nur ein einziger der für uns sichtbaren Sterne ändert seine Stellung am Himmel fast nicht. Er heißt Polarstern und liegt in dem einen Schnittpunkt der gedachten Himmelskugel mit der Verlängerung der Erdachse. Die verlängerte Erdachse (Weltachse), um die sich alle Fixsterne scheinbar auf konzentrischen Kreisbahnen bewegen, geht also durch den Polarstern (Abb. 55.2). Diese Bewegung bezeichnen wir als die scheinbare tägliche Bewegung des Sternenhimmels. Sie verleitete die Menschen zur Annahme, dass die Erde ruhe und sich die Himmelskugel um die Weltachse drehe. Heute wissen wir, dass sich die Erde von West nach Ost um ihre eigene Achse dreht. Diese Drehung ist die Ursache für die scheinbare Bewegung der Himmelskugel. Neben den Fixsternen, die ihre gegenseitige Lage (fast) nicht ändern, gibt es Himmelskörper, die sich – von der Erde aus gesehen – zwischen den Fixsternen zu bewegen scheinen. Deshalb werden sie Wandelsterne oder Planeten (planet) genannt. Ein Planet ist gemäß der Definition der Internationalen Astronomischen Union (IAU) ein Himmelskörper, der sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne (einen Stern) bewegt, eine bestimmte Mindestgröße der Masse hat und das dominierende Objekt in seiner Umlaufbahn ist. Planeten haben eine fast kugelförmige Gestalt und leuchten nicht selbst. An der scheinbaren täglichen Bewegung des Fixsternhimmels nimmt auch die Sonne teil. Sie bewegt sich darüber hinaus im Laufe eines Jahres zusätzlich von West nach Ost über den gesamten Fixsternhimmel. Nikolaus Kopernikus1 schlug als einfache Erklärung dieser Beobachtung vor, die Sonne als Fixstern anzunehmen, um den sich die Erde und die übrigen Planeten bewegen (Abb. 55.3). Du bist dran – zeige deine Kompetenz: 55.1 Auf welchen Pol musst du blicken, damit du die Drehung der Erde a) im Uhrzeigersinn siehst? b) im Gegenuhrzeigersinn siehst? 55.2 Welche unterschiedliche Eigenschaften haben Fixsterne und Planeten? 1 Nikolaus Kopernikus (1473–1543), deutschpolnischer Astronom 2 Claudius Ptolemäus (um 150n. Chr.), Astronom und Geograf aus Ägypten 55.3 Weltbild von Kopernikus: Bahnen der Planeten. Kopernikus begründete das kopernikanische oder heliozentrische Weltsystem. Es löste das ptolemäische2 oder geozentrische Weltsystem ab, in dem man die Erde als Mittelpunkt der Welt ansah. 55.2 Scheinbare Bewegung der Zirkumpolarsterne; Zeitaufnahme des nördlichen Sternenhimmels bei mehrstündiger Belichtungszeit und Blick zum Polarstern. 55.1 Sternbilder Polarstern Großer Bär Kleiner Bär Cassiopeia Bewegt sich die Sonne um die Erde oder umgekehrt? Im heliozentrischen Weltsystem steht die Sonne im Gegensatz zum geozentrischen im Mittelpunkt unseres Sonnensystems. Wir unterscheiden Fixsterne und Planeten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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